Archiv für den Monat: November 2017

Fluglager im Gebirge – Der SCS war wieder in St. Crépin

Ihr habt bestimmt schon sehnsüchtig auf den Bericht und die Bilder gewartet – aber im Sommer gibt’s so eine dichte Folge von schönen Erlebnissen, dass es auch Berichtsverzug geben kann.

Jedes Jahr das große Raten. Damit’s schwieriger wird haben wir mehr Stangen als nötig!

Wie jedes Jahr war der SCS 2017 wieder in St. Crépin – und diesmal nach längerer Zeit wieder mit Fangruppe. Die Fans sind Nichtpiloten, die mit uns urlauben wollen, weil’s in St. Crépin so toll ist. Wir haben immer das gleiche Emplacement, unter herrlichen Bäumen und nicht zu weit weg von der Keramikabteilung. Am ersten Tag fliegen die Erfahrenen nicht – dem Körper tut’s gut, wenn er sich akklimatisieren kann. Außerdem gibt’s viel zu tun: Das Küchenzelt will aufgebaut und eingerichtet werden, Verpflegung muß gekauft werden, am Flugplatz Grüß Gott sagen, bei Michelle anmelden und die neuen Flugbeschränkungen verinnerlichen.

Schön hier! Woki im Lieblingsflugzeug ASW28

Dann am ersten Flugtag nicht übertreiben – 5h reichen für’s erste. Der Plan ist: Prüfen, ob die Aufwinde noch an der gleichen Stelle sind wie im letzten Jahr und die herrliche Aussicht aus dem Cockpit geniesen. Beim ersten Flug bin ich zwischen den Wolken in einer leichten Welle über dem Varstal auf 4300m gekommen. Das ist so gut – da kann man sich ein Jahr lang darauf freuen!

 

Ein besonderes Highlight ist ein Flug mit Franz im Arcus M. Es geht weiter und schneller und höher, und für den Passagier total entspannt. Im Einsitzer muß ich immer kalkulieren, wie fliege ich zurück, wo sind die anderen, wer steigt besser als ich – mit Franz im Arcus fällt das alles weg und es bleibt zu schauen, staunen und versuchen die Eindrücke in Bilder zu bannen. Der Gänsegeier hat sich durch uns nicht stören lassen – nachdem er uns überstiegen hatte ist er abgedreht.

jetzt hat er uns überstiegen
Blick durchs Susatal nach Turin
Über Susa. Wo ist das andere Flugzeug?
Franz fliegt
St. Crépin
Queranflug auf die trente quatre
Das war ein schöner Tag für Franz und woki.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Parallel zum fliegen läuft das tägliche Prozedere: einkaufen und kochen. Wenn die Piloten ermattet und hungrig vom fliegen kommen, wird geschlemmt – zu spät am Tag, aber anderes geht’s halt nicht. Weil bei uns so gut gekocht wird, verdienen die Lokale in der Gegend wenig an uns. Dann die spannende Frage – wer spült. Ein paar von uns scheuen sich zu kochen – für 20 Leute ist das nicht ohne – und die spülen dann freiwillig. Es findet sich also immer schnell einer, der anfängt – und auch HelferInnen kriegt. Das Wichtigste ist ein guter Ablauf: Vorspülen, Hauptspülen, Endkontrolle….

Gewölbe in Romans, schwach gekrümmt

Neben dem Fliegen gibt’s noch andere Attraktionen: Märkte und Wanderungen. Ich bin wieder nach Romans gelaufen, vor 2 Jahren mit Laurent, diesmal alleine. In dem schönen Tal (so von Micha getauft, in Wirklichkeit heißt es Val des Freissinières, aber früher waren wir sehr kreativ und haben schneller eigenen Namen gegeben, als die richtigen zu lernen) steigt der Weg langsam und meistens mit gleichmäßiger Steigung auf 1765m. Das Dorf ist mit dem Auto nicht erreichbar. Nach einer Phase des Verfalls und einer 1. Wiederbelebung durch Hippies haben die Eigentümer die Hippies vertrieben und bauen die Häuser wieder auf. Die erste Besiedelung des Hochtals war eine Flucht: Die Bevölkerung wollte nichts mit Cäsar zu tun haben. Ein paar Häuser sind noch kaputt. Dort bewundere ich immer die Gewölbe – nur schwach gekrümmt und aus unbehauenen Steinen. In der Wirtschaft kriegt man feines Omelett aus dort gelegten Eiern und dort geernteten Kartoffeln.

Windenstart

Der Start in St. Crérin geht normal so: der Wind aus Süden beginnt 12:45, 13:15 sind die Franzosen fertig mit Essen und der Parchaval funktioniert aus der Winde oder einem kurzen F-Schlepp. Am 31. Juli war das anders. Der Wind hat nicht gestimmt und ein paar sind am Parchaval wieder abgesoffen. Patrick hat mich dann ohne Vorwarnung an den gegenüberliegenden Hang geschleppt. Holla, war das ruppig – aber hoch interessant und ich konnte Höhe gewinnen. Das war nicht ohne! Zum Glück waren wir nur zu dritt am Hang. In 1750 m habe ich dann die Talseite gewechselt und der Parchaval hat schönes Steigen geboten. Bei einem anderen Flug bin ich den Parcour entlang geflogen. Die Regel ist so: nur geradeaus fliegen – nicht kreisen. An der Montagne de Coupe war ich dann kurz über den weiteren Flugweg im Zweifel: soll ich noch bis zur Brücke? Nix da – die Brücke muß sein. Blöd war halt, dass ich am Rückweg kein gescheites Steigen mehr gefunden habe. Also Richtung Puimoisson fliegen und den Motor werfen. Blöd nur, dass er nur 5cm rauskam. Also normale Landung in Pui. Die Regeln dort für den Anflug – mit Meldungen im „Sektor 1 und 2“ – kannte ich nicht und bin eben ganz normal gelandet. Die Leute sind dort nett – ich bin dort jetzt schon 3 mal gestrandet und habe mich diesmal für den Rückschlepp entschieden. Übernachtet hatte ich dort schon 2 mal und durfte so den teuersten Schlepp meines Lebens hinter einer Morane erleben – 343€.

Jedes Jahr gibt’s zu Ehren von Michelle einen vom SCS veranstalteten Caipirinha Abend. Und jedes Jahr kauft der SCS die Supermärkte leer: alle Limetten und der richtige Rum müssen her. Das sind schöne Abende, bei denen man mit den Franzosen, Belgiern und Holländern gut ins Gespräch kommt.

 

Mont Blanc in Sicht – aber ich habe hier umgedreht.

In jedem Urlaub sind natürlich Mont Blanc und Matterhorn die Ziele der Träume. Oft ist’s so, dass Franz hinfliegt – und sonst keiner. Aber auf dem Weg dorthin ist das Gebirge herrlich, und auch die kleineren Runden ergeben zufriedene FliegerInnen.

Kathi, Christoph und Max bei der Wartung

Diesmal gab’s eine Besonderheit: Britta und Christoph reisten mit unserem Mose an. Und so wurde das Flugzeug ausgiebig als Segelflugzeug betrieben. Florian und Christoph zeigten, wie gut das geht: 3,5h am Parcour ohne Motor. Und noch eine Premiere gab’s: die erste 50h Kontrolle außerhalb der Hahnweide. Ich war ausgerüstet, da das schon vorher klar war.

Unser Transportwohnwagen – der Wohnwagen von Inki und Christoph ist in die Jahre gekommen und einige von uns trauen dem Wagen nichts mehr zu. Aber der Ersatz war schon geregelt. Im Winter sind Franz und Florian mit dem Mose in St. Crépin gewesen und haben damals von Bada einen Wohnwagen geschenkt bekommen. Wir haben dann die Polster und die Insektenleichen entsorgt und besitzen einen intakten und trockenen Hänger für unsere Küchenausstattung!

Jetzt waren wir also 2017 in St. Crépin, 2016 auch. Ratet mal, wo wir 2018 hingehen?!

Text und Fotos: woki, Jochen

Meine Flugausbildung beim SCS

Meine Flugausbildung beim SCS

Mitten im Studium hat es mich doch gezwickt, die Thermikbärte in live und nicht „nur“ vom Boden aus mit dem Modell auszukurbeln. Also habe ich meinen WG Mitbewohner und
Kommilitonen Jan angehauen, er soll mich mal zu seinen Fliegerfreunden auf die
Hahnweide mitnehmen.
Gesagt getan, ich komme auf den Flugplatz, lerne lauter nette, entspannte und
aufgeschlossene Menschen jeder Altersgruppe kennen. Die Flieger, die die SCS’ler fliegen,
sind auch ganz nett 😉
Da ich mir für mein Meinungsbild gerne genügend Zeit lasse, habe ich die potentiell neuen
Fliegerkameraden auch mal bei der Arbeit in der Werkstatt in Zazenhausen besucht. Der
Besuch und die Arbeit mit den SCS’lern hat mich dazu bewegt, auch einer zu werden. Also
schnell den Papierkrieg erledigt, Dr. Kirsch in Esslingen besucht um mein Medical zu
bekommen und ‚zack‘ saß ich schon vorne in der DG500 und hab‘ mir vom hinteren Sitz aus die Kommentare der Fluglehrer zu Herzen genommen (09.07.2016).
Nach einer kleinen Winterpause und 5 Auffrischungsflügen im Frühjahr 2017 flog
die DG auf einmal viel angenehmer als im letzten Jahr. Hatte ich etwa das Fliegen über die Winterpause im Schlaf optimiert?
Aber nein! Es lag an dem fehlenden Fluglehrerballast auf dem hinteren Sitz; ich durfte
frei fliegen! (09.04.2017, 39. Start)

Unser Ausbildungsleiter Franz gratuliert Christoph!

Da ich quasi jedes Wochenende auf dem Flugplatz verbracht hatte, durfte ich recht bald auf unserem Discus fliegen (23.04.2017, 52 Starts). Ich sag euch, das ist ein Unterschied wie
Traktor und Passat zwischen dem Discus und der DG 500!
Da jetzt so langsam die Überlandfliegerei näher rückte, habe ich zwei Überlandflugeinweisungen mit Conny und Stephan machen dürfen. Dabei hat mein Magen dann doch angemerkt, dass er mit der Fortschrittgeschwindigkeit meiner Ausbildung nicht ganz zufrieden ist.
Nichtsdestotrotz habe ich fleißig fliegen geübt und durfte dann ENDLICH einen 50km
Überlandflug versuchen(22.07.2017, 68.Start).
Leider war das Wetter an diesem Tag beleidigt mit mir und ich musste mich von meinem
Fluglehrer auf dem Übersberg abholen lassen, da ich vor lauter eilig verschwitzt hatte eine
F-Schlepp Berechtigung zu machen. Zum Glück hat Flo eine so geduldige Frau, die war nämlich mit von der Rückholer Partie.
Auf dem Übersberg habe ich meinen Kommilitonen Réne getroffen, der auch Segelflieger ist.

Bei der nächsten Gelegenheit habe ich dann eine F-Schleppberechtigung gemacht und bin dann auf 3 weitere Überlandflüge geschickt worden. Bis es dann endlich am 24.09.2017, 95.Start) für einen schönen, voll gültigen 50km Flug gereicht hatte.

Am Freitag den 13.10.2017 hatte ich dann 3 weitere Flüge, diesmal erneut mit Ballast auf
dem Rücksitz. Dieser Ballast war (mental) schwerwiegender als Fluglehrerballst, nämlich
Prüferballast!
Mein Prüfer war zufrieden genug mit mir,  um mir die schlechte Nachricht
mitteilen zu können, dass ich jetzt leider nicht mehr fliegen dürfe, bis mir mein
Flugschein mit der Post zugeschickt würde.
Geschafft!

Schlussendlich habe ich für meine Flugausbildung beim SCS
– 2222 €  (Fluggebühren, Startgebühren, Schleppgebühren, Medical, Verwaltungsgebühren für Sprechfunk, Theorieprüfung und Praktische Prüfung beim Regierungspräsidium)
– 98 Starts
– 30 Flugstunden
– 1 Jahr
und viel Spaß investiert.

Bekommen habe ich nicht nur einen Flugschein, sondern auch die Möglichkeit meinen Horizont über das trockene, öde Uni-Fachgesimpel der Luft- und Raumfahrttechnik in die Bereiche der praktischen Fliegerei, Fliegerwartung und sogar Fliegerreparatur zu erweitern.
Eine wie ich finde sehr geringe Investition gemessen an Möglichkeiten und Chancen die
man geboten bekommt. Von den angenehmen Leuten ganz zu schweigen 😉

Wer sich nach diesem Artikel denkt: „Was der kann, kann ich schon lange, ich kann das
mindestens genauso schnell!“ der sei gewarnt. Ich hatte schon viel Vorerfahrung und
Grundwissen in der Fliegerei.
Das soll jetzt natürlich nicht bedeuten, dass Du nicht das Zeug zum Flieger hast 😉

Nicht zu vergessen ist auch der erhebliche Zeitaufwand, den man aufwenden muss. Da ist es ein Vorteil, wenn man einen verständnisvollen „Lebensabschnittsgefährten“ hat. Man ist jedes Wochenende auf dem Flugplatz und schaukelt laut Anna „in seinen Nussschalen durch die Gegend“. Danke Anna 🙂

Also – wen es in den Fingern und im Hintern juckt, mal das Steuer selbst in die Hand zu
nehmen, dem empfehle ich wärmstens mal beim SCS zu klopfen! (Vorher anrufen, ob jemand in der Werkstatt ist empfiehlt sich).
Bis bald.