Um der Hitze dieses Sommers zu entfliehen, haben sich Maximilian und ich das Engadin als Ziel unseres Ausflugs ausgesucht. Mit über 1700 m ist Samedan der höchst gelegene Verkehrsflugplatz Europas, bietet eine atemberaubende Kulisse alpiner Riesen wie Piz Bernina und Pilz Palü mit seinen Gletschern, tolle Badeseen und ist von der Hahnweide in unter zwei Stunden recht schnell zu erreichen.

Wir wollten früh starten um den Tag auszunutzen und haben Jochen und Paul gebeten, den Flieger voll getankt und aufgebaut in die Halle zu stellen. Sie waren den Tag zuvor nach Konstanz zum Baden geflogen und haben uns diesen Gefallen gerne getan.

Kurz nach halb acht waren wir auf der Hahnweide und Britta war als Flugleiterin vor Ort und somit konnten wir pünktlich um acht Uhr den Motor starten und kurz danach auf der Piste 13 abheben. Vollgetankt und schon bei hohen Temperaturen am Morgen war es zunächst nicht einfach schnell an Höhe zu gewinnen und unterstützende Thermik gab es so früh noch keine.

Max hat sich dann bei Langen Information gemeldet und unseren obligatorischen Flugplan geöffnet. Wir flogen mit leichtem Steigen über die schwäbische Alb Richtung Bregenz und ab Ravensburg haben uns die freundlichen Fluglotsen von Zürich Information übernommen und auch gleich einen Verkehr von 3 Uhr rechts unter uns avisiert. Zeitgleich sahen wir schon einen Businessjet keine 200 m unter uns hindurch huschen. Gut dass es die Lotsen und den Transponder gibt.

Über Bregenz und Vorarlberg, vorbei an der Schesaplana ging es Richtung Klosters und über Davos Richtung Albulapass. Schon lange konnten wir die mächtige Berninagruppe vor uns am Horizont sehen, das Wetter heute war ein richtiges Kaiserwetter.

Nach dem Passieren des Albula, eröffnete sich der Blick ins wunderschöne Engadin mit seinen Seen und hinter dem Maloja Pass lag schon das Chiavenna Tal und auch die oberitalienischen Seen sind von hier aus nicht mehr weit. Noch im Frühjahr war ich mit Franz hier von Sondrio aus im Segler unterwegs und die Berge des Engadins waren noch alle mit Schnee bedeckt.

Über Piz Corvatsch, das berühmte Skigebiet von St. Moritz, flogen wir nun die Bernina direkt an und jedesmal ist es ein Erlebnis den Eisriesen so nahe zu sein. Welch privilegierten Platz können wir in unserer TB doch hier genießen. Wir lassen uns Zeit um die Gipfel zu bestaunen und über die Gräten zu fliegen. Nach Süden sehen wir Richtung Adatal und Sondrio und Richtung Osten liegt Livigno, das bekannte italienische Skigebiet. Wir stellen fest, dass wir hier kurz nach halb zehn Uhr nicht die einzigen am Bernina sind. Einige Seilschaften laufen bereits Richtung Gipfel und wir winken Ihnen mit Wackeln unserer Flügel zu. Auf dem Thermometer sehen wir hier in 3700 Metern schon am Morgen 8 Grad plus ! und staunen nicht schlecht über diese hohen Temperaturen.

Jetzt verabschieden wir uns von Zürich Information und melden uns bei Samedan zur Landung. Das Gas im Leerlauf, gleiten wir unsere Höhe ab und kreisen über der Diavolezza. Staunend sehen wir die Gletscherpisten eingepackt in weißen Stoff unter uns. War hier Cristo am Werk ? Man muss sich fragen, ob dieser Aufwand wirklich etwas bringt, so die letzten Gletscherreste der Skipisten über den Sommer zu retten.

Wir drehen Richtung Tal, rechts vor uns der Berninapass. Die wunderschöne Passstraße führt in vielen Serpentinen hinunter nach Italien. Man sieht auch die Gleise des Bernina Express. Es ist die höchste und steilste Bahnstrecke Europas und führt von St. Moritz aus durch 55 Tunnels und 196 Brücken von der Gletscherwelt des Bernina hinunter zu den Palmen Tiranos.

Wir haben noch ausreichend Höhe und drehen noch zum Morteratasch Gletscher ein. Auch hier sieht man deutlich die rasante Gletscherschmelze. Ich erinnere mich, als in den 1970 Jahren der Gletscher sich noch breit und hoch bis hinunter Richtung Pontresina zog – das gibt einem zu denken.

Samedan meldet sich bei uns und fragt wo wir abgeblieben sind. “Sightseeingtour-wir melden uns bei Sierra in ca. 5 Minuten” Der Controller kann getrost noch einen anderen Flieger landen lassen und führt uns über Sierra und an den Flanken des Muottas Muragl zunächst talauswerts Richtung Zernez, um uns nach passieren des Flugplatzes auf der anderen Talseite, in den Gegenanflug auf Piste 03 zu schicken. Kurzer Queranflug über den Golfplatz und dann Endteil 03. Gleich zwei Marshallers weisen uns den Weg zu unserer Parkposition. Immerhin haben wir fast 20 Meter Spannweite und können mit den in Samedan geparkten Jets in puncto Spannweite locker mithalten.

Für unseren Ausflug nach St. Moritz und an den Stazersee hatten wir bei der Flugplatzverwaltung nach Fahrrädern gefragt. Leider gibt es aber in Samedan keine, konnten aber einen Kleinwagen vom Airport für den Tag ausleihen und waren somit mobil.

Nach einem kleinen Bummel durch das mondäne St. Moritz mit seinen berühmten Hotels und vielen Geschäften ging es vorbei am St. Morizersee an den Stazersee. Eingebettet in eine wunderschöne Landschaft und Kulisse kann man sich dort bei einem Bad erfrischen und das Panorama genießen. Viel zu schnell verging die Zeit und wir mussten uns auf den Heimweg machen.

Zurück am Flugplatz machte Max noch einen Abstecher zum Windenstart der Segelflieger. Nach dem Start fliegen sie direkt den Hausberg Mouttas Muragl an und heute hatten die Segelflieger kein Problem, direkt in die Thermik einzusteigen.

Auch uns hat heute die Thermik sehr geholfen, nach dem Start rasch Höhe zu gewinnen und nach einigen Vollkreisen über dem Silvaplanersee sind wir Richtung Julierpass abgeflogen, wo uns Zürich Information wieder in Empfang genommen hat. Über Lenzerheide, Chur und Bad Ragaz flogen wir entlang des Rheintals nach St. Gallen und über den Bodensee zurück zur Hahnweide.

Wir hatten einen tollen Tag bei bestem Wetter und so viel erlebt. Wie schnell uns doch unser Motorsegler von der Hahnweide aus in die Alpen bringen kann – das macht Spaß!

Tags:

Comments are closed