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IGC-Sitzung in Kopenhagen

Die IGC (International Gliding Committee) lobt jedes Jahr den Titel Champion Pilot oft he Year unter den Weltmeister*innen eines Jahres aus. Hier wird die vom Sieger/ der Siegerin erreichte Punktzahl mit der maximal erreichbaren Punktzahl des jeweiligen Wettbewerbs (wenn jemand nur lauter Tagessiege hätte) verglichen. In 2023 waren das 8 WM-Titel, einen davon hatte ich gewonnen. Im Herbst habe ich dann erfahren, dass ich tatsächlich auch die Glückliche bin, die diese hohe Auszeichnung der IGC erhalten wird. Der zugehörige Pokal wird bei der Frühjahrstagung überreicht, die in diesem Jahr am ersten Märzwochenende in Kopenhagen stattfand.

So eine Einladung konnten wir natürlich nicht ausschlagen und so haben Thomas und ich beschlossen, uns für ein Wochenende in Kopenhagen umzuschauen. Die Ehrung war am Freitag Abend. Der 28 kg (!) schwere Pokal wurde vom IGC Vorsitzenden Peter Eriksen aus DK übergeben.

Conny, der Pokal und Peter Eriksen

Auf der Veranstaltung trafen wir einige Bekannte, zum Teil Wettbewerbsleiter vergangener WMs, teils Jurymitglieder oder Team-Captains anderer Nationen. Es war ein sehr netter Abend mit gutem Essen und interessanten Gesprächen. Die Segelflieger-Welt ist halt klein…

Danach haben wir uns natürlich auch noch die wunderschöne Stadt angeschaut. Schon am Freitag Nachmittag haben wir eine Bootsrundfahrt gemacht und einige Sehenswürdigkeiten vom Wasser aus gesehen.

Nyhavn, neu war er allerdings so um 1750

Am Samstag haben wir dann Fahrräder gemietet, man bekommt sie an jeder Straßenecke und schließt sie mit der Handy App auf und zu. In Kopenhagen wurde der Verkehrsfluss (z.B. die Ampelschaltungen) für die Fahrräder optimiert, da kommt man richtig zügig voran. Und man ist nie alleine. An einer roten Ampel stehen nicht ein oder zwei Fahrräder sondern immer gleich ein Dutzend. Als Fußgänger aus Deutschland muss man sich umgewöhnen… Tolles Erlebnis!

Fahrradparkplatz am Bahnhof

Zuerst sind wir zum Wahrzeichen von Kopenhagen geradelt

Kleine Meerjungfrau

Danach führte unsere Runde in die Freistadt Christiania und dort wollten wir zuerst mal Überblick gewinnen: Auf dem Kirchturm von Vor Frelsers Kirke. Eine immer enger werdende Wendeltreppe führt außen am Turm hinauf und man hat tolle Aussicht auf die Innenstadt.

Natürlich waren wir auch noch im Schloss Frederiksborg und in den Ställen und der ehemaligen Küche.

Hier kann man große Mengen kochen

Den Sonntag haben wir dann noch für einen Ausflug nach Roskilde genutzt. Die Kathedrale ist eng mit der Monarchie verknüpft, Roskilde war früher die Hauptstadt von Dänemark. Sehr viele Königinnen, Könige und deren Familen sind hier begraben.

Kathedrale in Roskilde

Außerdem gibt es noch ein Wikingermuseum, wo 1000 Jahre alte Schiffe ausgestellt werden.

Der schwere Pokal konnte nicht mit uns und der Scandinavian Airline heimreisen. Die dänischen IGC-Vertreter haben ihn mit DHL verschickt und inzwischen ist er hier angekommen und ziert unseren Eingangsbereich.

Die Weltkugel enthält nur ein überdimensionales Neu-Seeland und ist ansonsten leer 😉

Zum Konzert nach Serres la Batie


Fliegen ist wetterabhängig, besonders für Sichtflieger und noch mehr für Segelflieger. Also: es geht viel – aber nicht an jedem Tag. Konzerttermine sind fix. Beides zu verquicken ergibt herrliche Ausflüge.
Der erste Plan war: Franz und Thomas fliegen mit unserem Mose zum Konzert nach Serres la Batie – so wie schon 2 mal zuvor. Einmal Franz und Georg mit Segelflugzeugen und das zweite mal Franz und Thomas mit dem Mose – alles in 2021 und schon niedergeschrieben auf dieser homepage.
Das Wetter für den 3ten Ausflug ist so gut, dass Franz mit seinem Ventus fliegen will. Den freien Platz im Mose kriege ich. Subbr Sach!
Thomas erstellt über die komfortable Software SkyDemon zwei Pläne: direkt Friedrichshafen – Mollis – Furkapass – Matterhorn – Aosta – Serres und alternativ Hotzenwald – Jura – Chambery – Grenoble – Serres. Die Gafor Vorhersage ist für das Wallis DOD – wir beschließen es zu probieren. Hinter Arbon werden wir ganz schnell einig, dass dieser Weg für heute und uns nicht gut ist. Dann habe ich Bauklötze gestaunt. Thomas konnte mit dem Züricher Lotsen den Flugweg ganz einfach ändern – über Blumberg zum Jura! Ohne die zugehörigen Zeitangaben – nur die Wegpunkte waren nötig. Der Jura war dann schön zu fliegen. Wir waren nicht alleine – auf der ganzen Strecke waren Gleitschirmflieger in der Luft – und das in jeder Höhe von weit unter Hangkante bis zu 200m über den Gräten. Der Jura ist gespickt mit Lufträumen – ich durfte steuern und Thomas hat auf die Lufträume aufgepasst. Die Kontrollerinnen und Kontroller waren sehr freundlich zu uns und nach 4,5h sind wir in Serres gelandet. Thomas ist dort praktisch zu Hause und findet Leute, die kleine Hebeisen ausleihen – siehe Foto. Unser Problem war: der Boden ist in Serres so hart, dass wir unsere Erdanker nicht versenken konnten. Das Programm: Zimmer beziehen, im Pool abkühlen, vespern, auf Franz warten.
1825 LT schwebt er ein. Wir im Mose hatten 60 Liter verbraucht. Franz hatte an der Chartreuse den Motor gebraucht ist inklusive Start auf 16min Motorlaufzeit – etwa 6 Liter – gekommen! Sein Flug war deutlich schwieriger als bei seinem ersten Konzertflug und geniest unseren höchsten Respekt.


Der erste kulturelle Höhepunkt war das Menü im „Cabanon“ von Lison:

Salade de quinoa, gingembre, tofu fuméverrine de betterave relevée à l’ail et piment doux et petits légumes de Maïa et Jeff (La Bâtie 05) et en dessert Génoise chocolat coco

Couscous Salat mit Rote-Bete-Meerrettich-Creme. Das Dessert war ein Schokoladenkuchen, garniert mit rode Dreibla (roten Träuble oder auch Johannisbeeren). Zum Essen gab’s karibische Musik:

Entre mento et calypso, NautiFli est une escapade dans la musique de la Jamaïque et des îles Trinidad et Tobago des années 40′ et 50′. C’est une musique de fête sur laquelle les paysans venaient jouer et danser à la fin de la journée pour oublier un instant la dureté de leur condition de vie. NautiFli redonne vie à ces musiques populaires et dansantes avec énergie et respect !

Alles sehr gemütlich – und im Freien. Der vorsorgliche Tipp von Thomas – im Freien wird’s in der Nacht kalt – also warme Jacke mitnehmen. Die schönsten Darbietungen war die beiden Lieder, die Lison mit der Band gesungen hat.

Geschlafen haben wir im Mehrbettzimmer, was infolge vereinzelt auftretender Atemgeräusche Ohrstöpsel erfordert hätte. Die Ausrüstung kann immer noch mal verbessert werden!

Frühstück gibt’s im überdachten Freisitz der Gemeinschaftsküche. Man muß nur das Essen mitbringen – die Gerätschaften sind vorrätig. Mit uns essen ein paar der Flieger und so können wir kurzweilig plauschen. Außer übers Fliegen haben wir über die Band qualifiziert gefachsimpelt. Spontan holt einer seine Gitarre und spielt uns zum Frühstück auf.

Thomas Reuß – Ihr findet ihn hier: https://www.youtube.com/watch?v=gGhFNJIvMiM

Er fliegt die einzige LS5, die WB-Kennung ist A3.

So – genug der Entspannung – Flugzeug abledern – und Start zum tanken nach Gap. Ab da wird’s speziell. Gap hat eine kaputte Tankanlage. Also nach St. Crépin – aber die Tankanzeige ist mit wenig Sprit wenig zuverlässig – also lieber nach Sisteron. Dort angekommen gibt sich die Flugplatz-Verwaltung spröde. Nur weil wir als „emergency“ gelten können wir nach der – unproblematischen – Freigabe durch den Vorstand des Aero-Clubs 25 Liter Avgas kriegen. Lieber wäre ihnen gewesen, wenn wir nach St. Auban geflogen wären. Unser Plan ging ja aber eher in die andere Richtung. So sind wir mit guter Reserve nach St. Crépin geflogen und wurden freudig von Michelle und Helene empfangen. Dort gab’s dann so viel Sprit, wie wir wollten. Fred – der meistens das Briefing macht – erzählt, dass sie vor 3 Tagen frisch aufgefüllt hatten.

Inzwischen war Franz auch in der Luft und hat uns überholt. Wir haben am Prachaval Höhe gemacht und sind die Route Briancon, Lac du Mont Cenis, Gran Paradiso, Aosta geflogen. Vom Segelflug alles bestens bekannt – nur diesmal tiefer. Das Matterhorn hat sich versteckt – die Basis der zerfledderten Wolken war 3800m, wir sind in 3800m östlich über der Gornergrat 3135m geflogen. Immer gut begleitet von FIS. Und wir wurden rechtzeitig auf das Ende der Funkverbindung hingewiesen, so dass wir uns immer seriös abmelden konnten – z.B. querab Aletschgletscher Verabschiedung von FIS Genf. Es geht weiter zum Furkapass, dann Flugplatz Mollis und am Säntis vorbei schon direkt nach Arbon. Wir sind noch schön hoch – und FIS Zürich lässt uns einfach über Friedrichshafen drüber fliegen. Er begleitet uns bis Mengen. Um 1600 LT sind wir wieder auf der Hahnweide. Glücklich und leicht erschöpft. Thomas hat immer wieder mit Franz konferiert – Funk, Telefon und Flightradar24. So wussten wir um fünf, dass er schon am Schluchsee ist. Seine Landung war kurz nach sechs – und er hat den Motor nur beim Start gebraucht! Franz sagt aber auch: Ohne das Ziel zurück zur HW wäre er nicht zum Matterhorn geflogen. Wieder mal ein meisterhafter Flug!

Mit dem Mose auf dem Stuttgarter Blatt rumgondeln ist schön, aber in 3 – 4h ist man auf Juist oder Serres oder St. Crépin oder Venedig oder an der Ostsee. Es braucht nur die Idee – und dann Geduld, bis das Wetter und die persönlichen Termine passen. Mit dem Segelflugzeug ist es aber schon viele Ecken anspruchsvoller.

Und hier die Flüge von Franz:

Hinflug https://www.weglide.org/flight/98269

Rückflug https://www.weglide.org/flight/98271

Text und Fotos: woki

Saint-Crépin, die Zweite – Kultur

der Boden brauchts

Flugplatz Mont Dauphin

 

Es soll nicht verschwiegen werden – in Saint-Crépin gibt es auch Tage, an denen man mit einem Segelflugzeug nicht weit kommt. Aber die Region ist reich an Ausflugszielen für Bodenprogramme. Es gibt in Argentiere ein Silberbergwerk zu besichtigen, Rafting auf der Durance wird angeboten, auf dem Serre-Ponçon gibt’s Motorboote zu mieten, in Gap kann man Schuhe und mehr kaufen – oder man kann das Kloster Boscodon besichtigen. Die Abtei Notre-Dame de Boscodon wurde ab 1142 von den Mönchen des Chalais-Ordens über 32 Jahre erbaut. Romanisch, wunderschön schlicht – nur ein Schiff und kein Zierrat. Vor etwa 200 Jahren ging das Kloster in private Hände und wurde runtergewirtschaftet – es war als Stall und Scheune benutzt worden.

1972 gründete sich ein Verein zur Erhaltung des Klosters und baute 40 Jahre lang. Der eingestürzte Turm wurde wieder errichtet, der Innenhof mit Kreuzgang und Wirtschaftsgebäude erneuert. Das Dach ist von 1997, 20 Jahre zuvor war es schon mal neu gemacht worden – aber das hat nix getaugt. Irgendwoher kenn‘ ich das. Jetzt sind alle Dächer des Klosters mit Lärchenschindeln bedeckt, immer 3-lagig.

Seit ein paar Jahren gibt es ein Museum, in dem die Baukunst erklärt und Werkzeuge zu sehen sind. Mit Holzklötzen können die Besucher romanische Gewölbebogen aufbauen und die Tragfähigkeit bestaunen. Die Steine im Kloster sind alle gehauen. Erstaunlich ist, dass sogar schwach gekrümmte Gewölbe sich mit unbehauenen Steinen errichten lassen. So wurden die weltlichen Häuser gebaut.

In Boscodon gibt es für die Öffentlichkeit Konzerte und Ausstellungen. Vor drei Jahren gab es die eine faszinierende Installation mit 20000 (in Worten: zwanzigtausend) Papierschwalben. Wenn Ihr genügend Kultur genossen habt, könnt Ihr Euch in dem Bistro nebenan stärken.

Text und Fotos: woki und soki

 

AMF Gebirgsflugtraining

Noch im Winter habe ich unsere Fluglehrerin Conny gefragt, wie ich meine Technik auch nach dem Schein verbessern könnte. Sie empfahl mir das Bergflugtraining in Bled vom Angelika Machinek Förderverein für Frauensegelflug .

Bled 2018 AMF Angelika Machinek Gebirgsflugtraining

Gesagt getan habe ich mich angemeldet, Flugzeug und Helfer organisiert. Klingt einfach, aber bis dahin sind einige Schritte und Nettigkeiten nötig. Familie Schaich trägt mit Skodi zur Mobilität bei und gibt Ratschläge. Die ASW28 – S5 – die ich von unserem Verein für die Zeit bekomme. Ein Freund kommt mit und leiht mir seine Zeit. Im Lager bilden uns erfahrene Trainer aus, die mich erstmal im Doppelsitzer mitnehmen. Vielen Dank dafür!

Durch viele Helfer mit S5 in Bled angekommen

Tag 1:
Es wird aufgebaut. Es ist der klassische Start eines Lagers. Zwischen Anspannung und Vorfreude arbeiten wir uns im Chaos zur Startbereitschaft vor.
Heute fliege ich im Doppelsitzer mit. Ich bin froh, dass ich erstmal Alles in Ruhe kennen lernen darf. Meine erste Einweisung in der Gegend und das erste Mal Training. Ich lasse es auf mich zukommen.
Wir üben das Kreisen in der Thermik und erkunden die Gegend. Beim Wurzenpass kehren wir um und wagen uns noch etwas Richtung Osten vor. Wir fliegen im Team mit Manu. Ich freue mich, wenn ich gut steige und Walter erkärt geduldig was zu tun ist.

Tag2:
Die Gruppe hat sich langsam eingependelt. Der Flugbetrieb läuft reibungsfrei und die Gruppen sind schnell startbereit.
Wieder mit Walter im Doppelsitzer. Diesmal mit zwei weiteren Flugzeugen im Team. Lena und Caro kreisen um die Wette. Wir fliegen diesmal bis fast nach Lienz und wieder nach Osten.
Am Abend tolle Stimmung. Ich darf morgen mit S5, unserem Einsitzer los fliegen. Das ist etwas besonderes für mich. Im Einsitzer trifft man wirklich eigene Entscheidungen und kann die Fehler machen, die man zum lernen braucht. Im Doppelsitzer gewinnt man Sicherheit und kann an seiner Technik feilen.
Ich sage Walter er soll mich in eine langsame Gruppe stecken. Ich will nicht, dass jemand auf mich warten muss. Er scherzt und antwortet, dass er mich in die schnellste Gruppe stecken wird.

Tag3:
Heute ist das Wetter schlecht vorhergesagt. Wir verschieben den Start in den Nachmittag. Die Gruppen werden spontan verteilt. Ich fliege mit Christina und bin aufgeregt. Egal, wir bleiben sowieso nur am Hang – heißt es.
In der S5 fühle ich mich gleich wohl. Wir fliegen los und das Wetter ist überraschend gut. Christina ist schnell unterwegs. Wir kreisen kaum ein, sondern fliegen entschieden vor. Bei Nötsch komme ich tief und lande dort. Leider ist der Platz naß vom Unwetter und ich kann nicht zurück geschleppt werden. Christina und der Helfer Thomas holen mich ab und wir machen ein ausführliches Debriefing. Jede kleine Entscheidung wird nochmal besprochen.

Tag 4:
Wieder mit Walter in der Gruppe. Wir diskutieren wie gut die verschiedenen Flugzeuge im Team harmonieren werden. Alles halb so wild, sagt Walter. Und er hat Recht. Das Team harmoniert wunderbar und wir steigen gemeinsam durch die Berge. Ich setze das gelernte um und fliege gut mit. Das Team trägt sich von Kilometer zu Kilometer. Wir kommen gut voran.

Tag5:
Heute Regen?
Eine Front zieht heute durch. Wir machen einen freien Tag. Manche lassen sich in der Stadt verzaubern und die anderen suchen die Ruhe der Natur. Alles ist heute drin – nur fliegen wurde abgesagt. Schade, denke ich mir sobald kurz die Sonne herauskommt.

Tag6:
Schon morgens hängen die Wolken tief. Die Prognose ist nicht vielverprechend. Eine niedrige Basis wird uns zu schaffen machen. Ich komme kaum weg vom Platz, aber ich nutze die gute Gelegenheit. Die Menge der Flugzeuge am Berg sind eine echte Herausforderung. Jetzt kann ich Kreisen und Hangflug mit vielen Flugzeugen üben. Mein persönlicher Stresstest.
Bei der Landung haben alle gute Laune. Wir haben viel gelernt und sind diszipliniert geflogen. So kann man arbeiten.

Tag7:
Endlich wieder auf Strecke. Mit der Hoffnung auf Wellenflüge packe ich mich warm ein und habe den Sauerstoff bereit. Es fängt gut an. Der Wind bläst zuverlässig auf den Stol und ich kann schnell aufsteigen. Wir ziehen in Richtung Nötsch los und ich gewinne gut an Höhe. Auf einem Mal bin ich in der Welle drin. Über mir steigt ein anderes Flugzeug auf. Die anderen sind unten und werden immer kleiner. Die Landschaft aus Wolken baut sich um mich herum auf und ich gleite friedlich in der ruhigen Luft.

Heute ist der Abschiedstag und wir packen alles ein. Schön war es. Hoffentlich bis nächstes Jahr…

Sondrio und viel Schnee

Der Zufall wollte es, dass ich spontan von Franz eingeladen wurde, seinem Arcus zu einer besseren Flächenbelastung in Sondrio zu verhelfen. Nach einer superkomfortablen Tramptour von Berlin nach Stuttgart (hiermit ein dickes Dankeschön an den netten Peugeot(!)fahrer – ja, mit dem Flieger wärs nicht schneller gewesen 🙂 ) Abfahrt bei schönstem Sonnenschein Samstag morgens von der Hahnweide. Mit dabei, Fred, S5, Thomas und S2.

Schon bei der Einfahrt in die Schweiz merkten wir, dass dieses Jahr ein bisschen anders werden würde als sonst. Soviel Schnee!! Die beiden Pässe Julier und Bernina waren zwar gut befahrbar, aber rechts und links der Straße türmten sich die Schneemassen. Die Aussicht war einmalig beeindruckend. Allerdings war die spannende Frage, wie sich bei der weißen Landschaft irgendwo Thermik bilden sollte. Na das würden wir ja am nächsten Tag ausprobieren.

Essen und Unterkunft muss, wie in allen Berichten zuvor auch hier wieder lobend erwähnt werden – einfach ein Traum. Und Sorbetto di Braulio geht zum Schluss natürlich immer!

Der mäßigen Vorhersage zum Trotz starten wir so früh wie möglich nach dem obligatorischen Checkflug. Und das sollte sich bewähren. Unter der tiefen Basis kamen wir zügig Richtung Bormio voran und erreichten dort eine mehr weiß als schwarze Wand, die trotz Südwind erstmal nicht so recht tragen wollte. Aber die wunderbare Aussicht und der Blick zurück ins dunstige Tal Richtung Sondrio bestätigte uns dass wir alles richtig gemacht hatten. Die Schleier, die über die scharfen Zacken geblasen wurden, waren zwar wunderschön anzusehen, trugen uns aber nur mühsam über 3000m.

Dann aber ging alles ziemlich zügig, und über dem Foscagno Pass fielen wir mehr oder weniger in die erste Welle. Nette Züricher Lotsen ließen uns dann weiter Richtung Bernina auf FL 180 steigen. Wo man nur hinschaute Schnee und Eismassen und zwischen den Bergen tiefhängende Wolkendecke. Es war deutlich, runter war keine Option, und damit auch ein weiterer Streckenflug nicht besonders einladend, aber aus 5500m ist auch so der Aktionsradius nicht zu verachten und wir machten noch ein bisschen Sightseeing bis wir dann kurz vor Sonnenuntergang durch die trübe Suppe im Tal wieder den Weg nach Hause antreten mussten.

Die nächsten zwei Tage brachten dann weniger Flugglück, dafür umso mehr Regen und Schnee. Nur der Modellsegler durfte ein paar Runden drehen, ansonsten war die Therme von Bormio eine gute Alternative. Im Gegensatz zu einigen Wagemutigen ließ ich mein Handy aber in der Umkleide, sodass es keine Bildbeweise gibt, wie wir uns im dampfenden Blubberwasser mit Blick auf die Berge vom Nichtstun ausruhen – vielleicht ja auch ganz gut so…

Ohne Aussicht auf meteorologische Verbesserungen wurde die schwere Entscheidung gefällt es bei diesem einen Flugtag zu belassen und zurück zum Sonnenschein auf der Hahnweide zu fahren.

Danke Franz! war zwar diesmal kurz, aber nicht weniger grandios!

Zu dritt erstmalig in Reutte – der Mose, Hilmar und woki

Hilmar und ich wollten einen Ausflug mit dem Mose machen. Erste Idee war Oberschleißheim. Das geht aber erst nächstes Jahr wieder – weil deren Kontingent für Fremde in diesem Jahr schon verbraucht ist. Nächste Idee: Reutte. Der Platz ist PPR und man muss seine Wünsche mindestens 24h vorher kundtun – per Mail.

Unser Start verzögerte sich etwas – weil die Startbatterie nicht mitspielen wollte. Unsere Ersatzbatterie war zwar nicht ganz so leer wie die erste, aber für den Start des kalten Motors reichte es nicht. Tobias Krüger von der Motorflugschule konnte uns mit der Startbatterie auf dem Handwagen helfen. Herzlichen Dank dafür!

Bei herrlichem Wetter sind wir also nach Süden geflogen – Hilmar hat sich in Memmingen gemeldet und wir sind per Transponder überwacht durch die TMZ geflogen. Der Lotse hat den Verkehrspiloten am Start gefragt, ob er warten wolle, bis der powerd glider durch sei. Nein, wollte er nicht und ist knapp hinter uns steil in den Himmel gejettet.

Wir sind dann am Grünten vorbei ins Kleinwalsertal geflogen und haben die Hütte der Skizunft Zuffenhausen, Ifen, Widderstein und Trettach gesichtet. Dann ging’s wieder zurück, um den Grünten rum – Richtung Reutte. Der Anflug ins Tal von Reutte ist herrlich. Die Platzrunde ist ganz schön pfiffig. Es gibt viele Regeln, die beachtet werden wollen, Anflug nach N, Start nach S. Am nördlichen Ende der Piste steht aktuell ein gelber Kran – das wußten wir aus den NOTAMS. Im Gegenanflug sieht man die Piste nicht, weil man um einen Berg rumkreiselt. Der Queranflug liegt kurz vor dem nächsten Dorf und geht über die Schotterfelder im Lech – und die ganze Zeit antwortet keiner auf Hilmar’s Funksprüche. Es war ein übersichtlicher Verkehr am Platz. Ausser uns war noch ein C-Falke aus D da. In der Fliegerklause gab’s leckere Schnitzel, aber Vorsicht: Montag ist Ruhetag in der Klause! Der Start mit leichtem Rückenwind geht tief über eine Fabrik, links die Pappeln am Lech – attraktive Sache.

Beim Rückflug konnte ich Hilmar dann noch das rekonstruierte Einfallstor von Erkenbrechtsweiler aus dem Neolithikum zeigen. Insgesamt gab’s ganz schön viel Neues für uns. Wir können Reutte als Flugziel sehr empfehlen!

Text und Bilder woki

 

Mit dem Mose durch die Pfalz

Am 1. Oktober sind Stephan und ich mit dem Mose losgeflogen. Ziel war Traben-Trarbach oder Trier. Gleich nach dem Start kam die erste Übung: Durchflug durch die Kontrollzone Stuttgart. Die Kontrollerin hat uns diagonal über den Platz fliegen lassen – von Oscar nach Whiskey! Das durfte ich vorher noch nie und es macht richtig Laune.

Die Bewölkung wechselte in der Pfalz von aufgelockert auf geschlossen. Und wir von über den Wolken zu unter den Wolken. Der Pfälzerwald war noch schön zu fliegen, aber kurz vor Idar-Oberstein war uns die Sicht nicht mehr gefällig. Also sind wir zurück und in Lachen-Speyerdorf gelandet. Gleich neben diesem Platz gibt’s das Segelfluggelände Haßloch. Es ist ein schmaler Platz mit Bäumen ringsum. Nicht ohne, wenn’s dort mal voll ist.

Nächster Halt war Worms. Der Platz ist schön – die Türmer wollten das Lärmschutzzeugnis sehen. Empfehlung: nehmt immer das Bordbuch mit, das spart Gebühren. Und gleich wieder gings weiter nach Koblenz. Dort hatten wir  im Flugplatzrestaurant feine Rinderleber. Viel Zeit hatten wir nicht mehr – aber die Küche und die Kellner waren zügig unterwegs.

Der Rückflug in wunderbarem Wetter führte wieder von Whiskey nach Oscar. Diesmal mit mir am Steuer und Funk. Alles nachlesen ist die Übung – hat ganz gut geklappt, diesmal über die Schwelle 25. Mit uns wollten noch zwei Flugzeuge den Platz überfliegen – der Kontroller hatte ordentlich zu tun.

Nach dem Flug mußte ich feststellen, dass mein Objektiv kaputt ist – deshalb ist nicht jedes Bild scharf. Wenigstens weiß ich jetzt , dass das Objektiv die Ursache ist.

Das war ein schöner Ausflug. Und wenn das Wetter passt, fliegen wir das nächste Mal nach Idar-Oberstein – dort soll ein gutes Restaurant sein.

Text und Fotos woki

Die Reise nach Chichester zum Goodwood Revival und zurück zur Hahnweide

Der Pfälzerwald hat uns nicht zum ersten mal eingebremst. Weil die Wolken uns nicht nach Pirmasens fliegen liesen, haben wir in Rheinstetten einen wetterbedingten Zwischenstop eingelegt. Der schon aufgegebene Flugplan für Sonntag, den 3. Sept. war natürlich futsch – aber der Flugleiter in Pirmasens konnte eine neue Startzeit für uns per Telefon regeln.

Mit angelegten Westen sind wir also nach Westen gestartet – durch ein ruhiges Frankreich. Ruhig war’s auch im Funk – Paris Info hat uns zwischen Strasbourg und Chambrai nicht gehört. Gelandet sind wir in leichtem Niesel in Headcorn Lashenden. Zuerst haben wir im Cafe eine Stärkung zu uns genommen. Groß war die Freude einen Bekannten zu treffen – er hat uns zur The Chequers Inn nach Smarden gefahren. Mist – Sonntag ist dort Ruhetag. Unser Bekannter hat uns freiwillig nach Headcorn ins George & Dragon gefahren. Ein Superservice für uns! Aber es geht weiter: Für die Heimfahrt war kein Taxi zu kriegen – ein nettes Ehepaar hat mitgehört und uns zum Flugplatz gefahren.

Die Nacht für mich unter dem Flügel bei sanftem Niesel war gemütlich. Martin hat neben der Cessna Caravan genächtigt, unter dem planeport (wie carport). Es war trocken, aber für Martin laut durch den Regen auf dem Wellblechdach. Duschen fiel aus, weil trotz Zugangscode die Tür geschlossen blieb. Aber so früh am morgen duschen – wenn’s dann hinterher im Freien kalt ist – gefährdet die Gesundheit. Wir waren noch am Aufräumen am Flugzeug, da kam die Borderpolice. 2 Polizistinnen, 1 Polizist und 1 Polizeihund. Pässe sehen, wo wir übernachtet hätten – solche Fragen kamen. Sie waren freundlich und der Hund mußte uns nicht nach verbotenen Mitteln untersuchen. Und dass wir nicht geduscht hatten wurde nicht bemängelt. Der Code: es wäre eine 2 gewesen und nicht z.

Der Tag taugte nicht zum fliegen und gehörte Headcorn – Kultur mit Kirche und Friedhof, shopping im Antiquitätenladen und noch ein Kaffee. Abends war natürlich The Chequers Inn angesagt. Man erreicht es zu Fuß in 1h, das geht aber nur bei Tag. Es gibt keine Fußwege, die Tour wäre nachts lebensgefährlich. An der Bar traffen wir einen Vertrauten von Bernie Ecclestone. Er war früher Formel 1 Fahrer, dann Bernie’s Learjet Pilot und darf jetzt für Bernie bei Auktionen Autos kaufen. Der Abend war kurzweilig.

Am Dienstag sind wir nach Old Warden geflogen – siehe Bericht von Martin (Link am Ende des Beitrags). Dort ist die berühmte Kollektion Shuttleworth zu sehen – ein Flugzeug schöner als das andere. Los ging’s 1928 in Old Warden so: Lord S. verletzte sich bei einem Autorennen. Seine Mutter fand Autorennen zu gefährlich für ihren Sohn kaufte ihm deshalb ein Flugzeug – aber natürlich gleich mit Flugplatz am Haus und Schuppen für die Tiger Moth. Für das interessante Plakat – siehe Foto – habe ich Jahre gebraucht, um es zu verstehen. Keep mum heißt: Halt’s Maul.

Am Mittwoch war das Wetter im Süden ordentlich, wir sind nach Bembridge auf der Isle of Wight geflogen. Den Anrufbeantworter besprechen, hinfliegen, Blindsendung vor der Landung absetzen, landen, Flugzeug vertauen, in der renovierten Propeller Inn die Landegebühr im Kuvert abgeben und schon fertig. Wir waren 2012 das erste Mal auf der Insel und sind wieder an der Windmühle vorbei zum Strand spaziert. Es war Ebbe, das ist wegen den trockengefallenen Booten besonders malerisch. Mitten im Meeresarm zwischen der Insel und Portsmouth stehen von Napoleon beauftragte Wehranlagen – die Solent Forts. Erzählt hat uns das der Besitzer des Tollgate Cafe’s. Wir haben dort für’s Frühstück selbstgebackene Küchlein eingekauft. Der Pub öffnet erst um 1100 – also wird’s zum Frühstück nur diese Küchlein und Wasser geben. Das Abendessen nahmen wir in der Popeller Inn zu uns, sie war gut besucht – nach der Neueröffnung 2015 ist sie wieder eine Attraktion. Nach dem Essen wurden wir vom Quizmaster zur Teilnahme überredet – 1 £. Einen Teil der Fragen konnten wir richtig beantworten, in Summe reichte es für den letzten Platz. Die Siegergruppe hat 16 £ eingestrichen. Es war lustig, das ganze Lokal hatte mitgemacht.

Nach unserem kargen Frühstück wollten wir über die Insel fliegen, an den Needles vorbei und dann nach Chichester. Die Sicht war wieder so mies, dass wir abgekürzt haben und direkt über den Solent nach Chichester geflogen sind. Nach der Landung geht der Vollservice los. Wir wurden mit dem Auto am Flugzeug abgeholt, durften unser Gepäck im Besprechungszimmer der Feuerwehr abstellen und konnten in die herrliche Goodwoodatmosphäre eintauchen. An vielen Stellen wurde noch geschraubt und gehämmert, der Earl hat den frisch gelegten roten Teppich geprüft. Ausser ihm hat sich niemand getraut darüber zu laufen. Für das Ruftaxi hatten wir von Adrian die Telefonnummer, so lief alles ohne Verzögerung: Fahrt nach Pagham, Gepäck ins Haus schaffen, zum The Lamb laufen und das erste Bitter ordern. Alles war so, wie wir’s kennen und lieben. Die Erlebnisse vom Revival Freitag bis Sonntag: siehe Bericht von Martin (Link am Ende des Beitrags).

Am Montag war das Wetter in GB gut – aber schlecht auf der 2ten Hälfte der Strecke in Frankreich. Deshalb sind wir mit dem Zug nach Portsmouth Habor gefahren ins Historic Dockyard. Ich war vor 2 Jahren schon dort, aber inzwischen ist das Boatshouse eröffnet – eine Orgie in Holz. 30 halbfertige Boote, die meisten alt und teilweise verrottet, stehen in der Halle und werden renoviert. Dann haben wir in gebeugter Haltung die HMS Victory von 1765 besucht, das Flaggschiff von Admiral Nelson. Die Deckenhöhe ist sehr sparsam gewählt. Das Schiff ist ein Kunstwerk in Holz. Sehr eindrucksvoll ist auch die Mary Rose. Das Kriegsschiff sank 1545 und wurde 1982 gehoben. Es gab für das Unglück viele Ausreden, wahrscheinlich war die Ursache Überladung – es waren 500 Leute an Bord. Als Abschluß des Museumsbesuchs wurden wir in einem kleinen Motorboot übergesetzt zum U-Boot Museum nach Gosport. Dort darf man durch die HMS Alliance Bj. 1945 laufen – und staunen. Da ist eine Enge – alles gepresst voll mit Technik – da brauchte es gute Leute für den Betrieb.

Am Dienstag hat uns Adrian auf den Flugplatz gefahren. Herzlichen Dank an Susie und Adrian, sie kümmern sich immer wunderbar um uns. Am Flugplatz hat uns der nette Türmer Tim Constance den Flugplan gemacht. Wegen dem vorhergesagten Regen über Saarbrücken haben wir den Start rausgezögert und sind erst 1200 LT gestartet. Auf dem Turm habe ich mitgekriegt, dass der Pilot der Fox Moth nach Rendcombe fliegen will. Ich erzählte ihm, dass Henry Labuchere meinen Sohn Johannes und mich 1997 in der Dragonfly nach Rendcombe mitgenommen hat. Er: Yes, it’s all the same, we only get older and fater.

In den Westen diesmal nach Osten, an der starkt besiedelten Bäderküste von England entlang, mit Rückenwind über den Kanal und vielen Schauern in Frankreich nach Saarbrücken – wegen der Grenzpolizei. Nach dem Pfälzerwald war die Sicht glasklar und die Hahnweide hatte uns wieder. Wir hatten nur freundliche und hilfsbereite Menschen getroffen und Goodwood war trotz dem vielen Wasser von oben nur gut!

Text und Bilder: woki

Old Warden: https://fmh.club/2017/10/03/besuch-bei-der-shuttleworth-collection/

Goodwood Revival: https://fmh.club/2017/10/02/goodwood-revival/

Lang, lang ist’s her – Rolampont mit der SF25B

Christoph und ich sind mit dem B-Falken D-KATB am 14. Juli 1989 nach Frankreich geflogen. Für mich war’s der erste Flug über die Grenze. Christoph hatte schon einschlägige Erfahrung. Der Plan war, meine Schwester Cornelia und ihre Familie zu besuchen. Sie wohnen in Renève bei Dijon. Die Flugplätze in der Nähe sind Til Chatel – LFET – und Gray.  Gray hat nur Segelflugbetrieb – also Til Chatel.

Am Freitag sind wir auf der Hahnweide gestartet, das mit dem Zoll haben wir über Freiburg und Colmar-Houssen erledigt. Die Etappen waren relativ kurz, die Reichweite des Falken ist nicht üppig – zumindest verglichen mit unserer Grob 109B. 30L gehen in den Tank, das reicht für 350km ohne Reserve. Wir flogen ohne Zusatztank. Erzählt wurde damals in der Szene von einer als Tank gebauten Rückenlehne – naja, so was gibt’s aber bei Vereinsflugzeugen nicht.

In Til Chatel hat uns dann die Flugplatzchefin erklärt, was unsere Möglichkeiten sind. Entweder gleich wieder starten – oder in einer Woche, wenn das Training der französischen Nationalmannschaft im Motorkunstflug beendet ist. Wir hatten – oh Schande – das Notam ihres Platzes nicht gelesen. Meine Schwester war mit dem Auto schon vor Ort – wir hatten schlau von Colmar aus telefoniert – und sie mußte dann 57km bis Rolampont fahren. Warum wir nicht nach Dijon geflogen sind, weiß ich nicht. Wahrscheinlich war irgendwas wegen dem Nationalfeiertag. Es war 200jähriger Nationalfeiertag. Wir Banausen wußten auch das nicht. Zur Geschichtsnachhilfe durften Christoph und ich abends mit zum Festessen in die Renèver Sporthalle, es gab Paella. Jedenfalls waren wir von der Flugplatzchefin durch ihre Rüge deutlich beeinflußt und sie wird uns nach Rolampont geschickt haben.

Der Samstag war gemütlich – Besichtigung von Dijon bei herrlichem Wetter und Genuß der Verpflegung durch Cornelia und Patrick. Sonntags sind wir dann nach Passagierflügen über Colmar wieder zur HW geflogen. Es war ein wunderbarer Ausflug mit viel Unterstützung durch unsere Mitmenschen.

Details zum Flugzeug

In unserem B-Falken war ein Stamo mit 45 PS eingebaut – Basis VW 1500ccm. Diese Leistung hat der Motor aber im Flugzeug nicht, weil er mit Propeller nie auf die Drehzahl für 45 PS kommt, das geht nur in einem Auto. Beim Start hat der B-Falke irgendwas mit 40 PS. Für den Reiseflug kennen wir einen Trick, um 110km/h zu fliegen. Vor meiner Aufklärung durch einen Piloten bin ich immer mit 100 über die Lande gezogen. Der Trick: andrücken bis etwa 120 und langsam wieder auf Hotizontalflug ziehen. Damit kommt der Motor auf eine höhere Drehzahl – im Geradeausflug kommt der Motor mit seiner steilen Drehmomentkurve nie auf 110. Der Verbrauch steigt allerdings von 8 auf 9 L/h.

Inzwischen studieren wir natürlich die Notams und nicht nur die von Deutschland. Oft passiert es ja nicht, dass Flugplätze plötzlich gesperrt sind. Aber es passiert: Speyer kann überflutet sein, Vilshofen auch und Konstanz wird beim Seenachtsfest als Parkplatz benützt. Dieses Jahr wollten Martin und ich in Rerik landen – das ging dann nicht, weil auf der Piste ein Pferd gegrast hat. Das stand aber nicht in den Notams – das war die PPR Auskunft.

Mit dem Motorsegler nach Stockholm

Da Martin und ich dieses Jahr total heftige Terminprobleme hatten – das Hahnweide Oldtimertreffen und das Goodwood Revival finden zeitgleich statt! – wollten wir Skandinavien aus der Luft erkunden: auf der Wunschliste standen drei Flugzeugmuseen und in Stockholm die Wasa (das Kriegsschiff, das bei der Jungfernfahrt 1628 gesunken ist).

Am Donnerstag 16. Juni sind wir bei nicht günstigem Wetter gestartet – und waren nach 1 Stunde wieder auf der Hahnweide. Hinter Schwäbisch Hall waren einfach zu viel Wolken vor uns. Auf der HW hat uns dann Tobias Krüger von der Motorflugschule beraten und uns den Flugweg westlich um Stuttgart herum empfohlen – unterstützt durch ein Programm, das entlang dem eingegebenen Flugweg Webcams findet. So ging’s dann auch, hinter Heilbronn war die Sicht super, nur die Wolken gingen noch tief runter. Wir fliegen also so dahin, geplant war Landung in Rerik, auftanken in Dessau. Bei der Kontrolle der Tankanzeige sehen wir, dass wir mehr Sprit verbrauchen als normal. Vergaser verstellt? Tankdeckel fehlt? Alles nicht toll, deshalb landen wir schon in Eisenach und es geht viel weniger in den Tank, als die Anzeige vorgab. Also war nur die Anzeige defekt. Wir haben dann den Sprit nach Flugzeit kalkuliert. In Dessau habe ich die vorher per Mail geklärte PPR Anfrage in Rerik aktualisiert. Ob wir mit der Hälfte der Bahn zurecht kämen? In der Mitte steht gerade ein Pferd. Wir haben dann dankend abgelehnt. Wer weiß schon, was so einem Pferd alles einfällt, wenn das Gras woanders schöner ist.

Die Übernachtung hat der Dessauer Flugleiter organisiert und uns auch hingefahren. Die Zimmer waren ok, aber das Köstritzer war aus und das Fleisch nicht wie bestellt rare sondern durch. Naja, man kann nicht alles haben. Der Freitag war sehr regnerisch, also haben wir das Technikmuseum „Hugo Junkers“ besucht. Gasbadeöfen, Kalorimeter und die herrliche F13. Ein paar Zimmer der Junkersblechhäuser gibt’s auch. Im Freigelände stehen Teile des alten Junkers Windkanals. Dann ging’s weiter mit dem Touriprogramm: Bauhaus und Meisterhäuser. Das wieder neu gebaute Gropiushaus ist sehr kühl innen, es hat in Beton gegossenen Bücherregale. Die Häuser von Feininger und Klee sind innen wohnlicher als das Gropiushaus. Es lohnt sich.

Am Samstag wollten wir nach Stauning, um die Kramme&Zeuthen Flugzeuge anzusehen. Nach einem schönen Flug über Rostock an der Ostsee entlang sind wir in Flensburg gelandet. Stauning war in schlechtem Wetter, wir sind deshalb gleich nach Ærø geflogen. Das geht von Flensburg aus ohne Flugplan – es braucht nur ein Telefonat von Flugleiter zu Flugleiter. Ærø hat einen schönen Grasplatz, Fahrräder kann man ausleihen und die Empfehlung zum Übernachten gibt’s auch von der freundlichen Flugleiterin. Zum Essen sind wir den neuen Uferweg nach Ærøskøbing geradelt. Ein pittoreskes Dorf aus einem Guss. Viele Wohnungen haben Spiegelspione an den Fenstern – die Bewohner können über zwei 45° Spiegel die Straße rauf und runter gucken und sehen, wer da kommt.

Nach einer unruhigen Nacht in einer Privatunterkunft (der Sohn hat für Martin zu lange mit seinem Kumpel gebabbelt) starten wir mit Schwimmwesten über die Ostsee nach Roskilde und erstellen den Flugplan nach Ska Edeby bei Stockholm. Die Schweden wollen Koordinaten und keine Namen – mit Hilfe des freundlichen Flugplatzpersonals wurde der Plan schließlich angenommen. Der Flug ist spannend – die Landschaft ist wunderschön aufregend – Ostsee, Inseln, Seen, Wald, Wald und Wald. Es ist fast anstrengender über die endlosen Wälder zu fliegen als über Wasser. In Ska Edeby werden wir super betreut von Jarl Sundgren. Er kam mit seinem Enkel in einer Dnepr mit Seitenwagen angetuckert. Wir dürfen im Vereinsheim schlafen und kriegen eine Einweisung ins System des öffentlichen Nahverkehrs. Die Nacht war dann unruhig, weil wir neben den Kühltruhen geschlafen haben – und die sind alt und scheppern alle 10 Minuten los. Am nächsten Morgen – nur mit Kaffee versorgt- sind wir mit Bus und U-Bahn 1h bis nach zur Station Karlaplan Stockholm gefahren. Nach einer kurzen Stärkung sind wir ins Wasa Museum gegangen.

Die Wasa ist eine Orgie in Eiche. Riesengroß und über und über verziert. Am Heck sind lauter Gräßlichfiguren montiert – um die Gegner abzuschrecken. Der Trick kann aber eigentlich nur im Hafen funktionieren. Die Spione müssen erschrecken und das dann ihrem Auftraggeber melden. Auf See gab’s bei der Begegnung hauptsächlich volle Breitseite – und da sieht man vom gegnerischen Schiff die Figuren nicht. Die Schweden sehen den Untergang so: Zum Glück ist die Wasa untergegangen, sonst hätte man sie jetzt nicht zum anschauen. Damals wurde die bekannte Ursache vertuscht – als Grund wurden nicht richtig verzurrte Kanonen notiert. Das Schiff war zu rank, weil zu viel Kanonen an Bord waren und deshalb zu wenig Kielballast mitgeführt wurde. Die tatsächliche Ursache war, dass sich niemand getraut hatte dem Chef (König) zu sagen, dass das, was er will, nicht geht. Er wollte auf der Wasa mehr Kanonen haben als sein Gegner auf seinem Schiff.

Nach einem weiteren Schiffsmuseum für kleinere Schiffe sind wir mit unserer 24h Karte mit der Fähre nach Stockholm Slussen Kajen ins historische Stockholm gefahren. Die Stadt ist wunderschön – man spaziert man durch gemütliche Gassen mit Cafés, dort steht die Sankt Nikolai Kyrka – Krönungskirche der schwedischen Könige – und es gibt das Schloss mit stoischen Palastwachen. Am Kai der Ausflugsschiffe lag ein Dampfschiff. Es wurde von der Kapitänin für eine Konzertfahrt vorbereitet und rußte sehr stark. Für uns war dieser Ausflug zu spät – also sind wir mit dem gewöhnlichen Ausflugsboot um den früher königlichen Jagdpark gefahren worden – von einer Bootsführerin.

Auf dem Weg zum Abendessen habe ich eine Familie nach einem Restaurant mit guter schwedischer Küche gefragt. Der Sohn sagte, das gibt es nicht – und seine Eltern haben nicht widersprochen. Das Essen im Restaurant war Spitze – halt nicht spezifisch schwedisch. Vielleicht ist schwedisches Essen einfach nur Köttbular. Im Restaurant hatte wir kurz mit zwei Damen gesprochen, was wir so machen täten und dass wir am nächsten Tag ein Flugzeugmuseum besuchen würden. Sie haben gelacht und gesagt: Ja, was sonst!

Der Rückweg zum Flugplatz war speziell. Unsere 24h-Karte war abgelaufen – und bis zum nächsten Bus hätten wir dann 70min gewartet und zu allem Übel mit abgelaufener Fahrkarte. Fahrkarten kann man nicht beim Fahrer kaufen, sie gibt’s nur im Supermarkt und der war schon geschlossen. Also Autostopp. Wir wollten’s nicht glauben – aber das erste Auto hat angehalten und eine junge Frau hat ihr Strickzeug vom Beifahrersitz geräumt und uns direkt zum Flugplatz gefahren!

Das Flygvapenmuseum ist in Linköping – ein Militärplatz, dort werden die Saab-Flugzeuge gebaut. Gleich nach uns sind 2 Düsenjäger gelandet. Da war’s gut, dass wir schon weggeräumt waren. Das Museum hat Militärmaschinen von einem filigranen Amphibium LII Donnet Lévêque Bj. 1913 über Thummelisa, Bücker Bestmann, Ju86 bis zum modernsten Mehrzweckkampfflugzeug JAS 39 Gripen ist alles da. Schaudernd bin ich um das Wrack der DC3 gelaufen – sie wurde im kalten Krieg 1952 abgeschossen und ist so ausgestellt, wie sie unter Wasser gefunden wurde. Ihr Verschwinden hatte eine diplomatische Krise mit der damaligen Sowjetunion ausgelöst. Gefallen haben mir die vielen verschiedenen Skier unter den Flugzeugen.

Nächster Halt war Västervik. Der Platz ist PPR und es gibt niemand auf dem Turm. Alles wird per Telefon geklärt. Zum Glück war ein Pilot da. Er drehte eine Runde zur Entspannung nach der Arbeit, während wir den Mose gewaschen und für die Nacht festgebunden haben. Mikael fuhr mit uns in die Stadt und brachte uns zum Hotel – einem ein bisschen umgebauten Gefängnis. Jetzt kam ich auch endlich zu meiner Fischsuppe – wobei die von Andrea und Fred in St. Crépin zubereitete Fischsuppe besser war (das ist eine weitere Geschichte).

Der Mittwoch führte uns an der traumhaften Küste Schwedens entlang nach Borglanda auf Öland. Die Inseln liegen wie vom Riesen hingestreute Kiesel im Wasser, zahllose zerklüftete Buchten gibt es – und wenig Häuser. Landung wieder ohne Flugleitung mit Briefkasten für die Gebühren und Fahrrädern zum Ausleihen. Es war keine Fahrradpumpe vor Ort, aber wenig Luft im Schlauch. Im nächsten Dorf habe ich nach Luft gefragt und die Pumpe gleich geschenkt bekommen. Vor dem schwedischen Sommerschloss Solliden gibt es Kaffee und Kuchen. Wir waren zum Ausruhen unterwegs. Abends sind wir zufällig zum Mittwochstreff der Oldtimer gekommen: Buckelvolvo neben Käfer, eine Isabella aus Hamburg, Rover 3500 und amerikanische Straßenkreuzer mit 7L-Motoren. Die blubberten dann in Schleichfahrt um den Marktplatz, um sich zu zeigen. Beim Essen hat uns Thomas Gesellschaft geleistet. Er spricht sehr gut Deutsch – er hatte einen deutschen Vater und eine amerikanische Mutter. Thomas ist dann auch noch mit uns in den Supermarkt gegangen. Wir brauchten was zum Beißen für den nächsten Morgen, weil wir unter den Flügeln schlafen wollten. O-Ton Thomas: Wenn Du über die Straße gehst und dem Auto kein Zeichen zum Anhalten gibst kostet das 200 Kronen! Er hat sich sehr gut um uns gekümmert. Irgendwie sind die Borglander nicht nur freundlich sondern auch streng – z.B. kommt Radfahren in der Fußgängerzone schlecht an. So was!

Nach der Nacht im Freien war das Ziel Heringsdorf – warum wohl? Hangar 10, Flugzeugmuseum. Aber zuerst ein Hüpfer nach Kalmar, um den Flugplan zu machen. Wir sind immer an der Küste entlang geflogen, begleitet von freundlichen Controllern. In Roskilde haben wir die Schwimmwesten angelegt und es folgte unsere längste Strecke über das offene Meer. Der englische Kanal bedeutet 32km Wasser, jetzt waren’s von Falster über die Kadetfinne nach Zingst 35km. Die deutsche Ostseeküste ist sehenswert – langgezogene Sandbänke, schmale Halbinseln und Kreidefelsen. In Heringsdorf war alles einfach. Der Taxifahrer hat für uns das Hotel reserviert und wir sind sofort zum Strand – inkl. Füße im Wasser haben. Anschließend Fischsuppe und Plattfisch im Restaurant Meereswellen und Lübzer Pils dazu – richtig lecker. Dazu haben wir uns prächtig mit einem Ehepaar aus Dresden unterhalten.

Im Museum Hangar 10 sind die Flugzeug tipptopp und flugbereit, ein überholter Merlin stand zum Einbau bereit, aus 2 Argus wird einer zum Laufen gebracht. Die Me108 machte einen kurzen Flug – der Sound des Argus As10 ist Musik! Für die Interessierten: Den Sound gibt’s durch niedrige Verdichtung, viele Zylinder und kurze Flammrohre anstelle eines Auspuffs.

Vom freundlichen Mechaniker habe ich warmes Waschwasser für die TB gekriegt – so gut sind die Mücken noch nie weggegangen. Nach dem Museum sind wir nach Chemnitz geflogen – ein nagelneuer Flugplatz mit allem Komfort. Für die Anzahl der Flugbewegungen dort ist er leicht überdimensioniert – aber sehr zu empfehlen. Die Gewitterwolke haben wir auf 3 Uhr Position gelassen und sind glücklich zur Hahnweide zurückgeflogen.

Insgesamt waren wir 24h in der Luft über herrlicher Landschaft gewesen. Wir durften an allen Orten freundliche Leute kennenlernen. Nicht besucht geblieben sind Stauning und Großenhain. Und dann gibt’s da noch Norwegen. Wenn jemand noch nach Norden will – unsere Karten gelten bis nächstes Frühjahr.