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IGC-Sitzung in Kopenhagen

Die IGC (International Gliding Committee) lobt jedes Jahr den Titel Champion Pilot oft he Year unter den Weltmeister*innen eines Jahres aus. Hier wird die vom Sieger/ der Siegerin erreichte Punktzahl mit der maximal erreichbaren Punktzahl des jeweiligen Wettbewerbs (wenn jemand nur lauter Tagessiege hätte) verglichen. In 2023 waren das 8 WM-Titel, einen davon hatte ich gewonnen. Im Herbst habe ich dann erfahren, dass ich tatsächlich auch die Glückliche bin, die diese hohe Auszeichnung der IGC erhalten wird. Der zugehörige Pokal wird bei der Frühjahrstagung überreicht, die in diesem Jahr am ersten Märzwochenende in Kopenhagen stattfand.

So eine Einladung konnten wir natürlich nicht ausschlagen und so haben Thomas und ich beschlossen, uns für ein Wochenende in Kopenhagen umzuschauen. Die Ehrung war am Freitag Abend. Der 28 kg (!) schwere Pokal wurde vom IGC Vorsitzenden Peter Eriksen aus DK übergeben.

Conny, der Pokal und Peter Eriksen

Auf der Veranstaltung trafen wir einige Bekannte, zum Teil Wettbewerbsleiter vergangener WMs, teils Jurymitglieder oder Team-Captains anderer Nationen. Es war ein sehr netter Abend mit gutem Essen und interessanten Gesprächen. Die Segelflieger-Welt ist halt klein…

Danach haben wir uns natürlich auch noch die wunderschöne Stadt angeschaut. Schon am Freitag Nachmittag haben wir eine Bootsrundfahrt gemacht und einige Sehenswürdigkeiten vom Wasser aus gesehen.

Nyhavn, neu war er allerdings so um 1750

Am Samstag haben wir dann Fahrräder gemietet, man bekommt sie an jeder Straßenecke und schließt sie mit der Handy App auf und zu. In Kopenhagen wurde der Verkehrsfluss (z.B. die Ampelschaltungen) für die Fahrräder optimiert, da kommt man richtig zügig voran. Und man ist nie alleine. An einer roten Ampel stehen nicht ein oder zwei Fahrräder sondern immer gleich ein Dutzend. Als Fußgänger aus Deutschland muss man sich umgewöhnen… Tolles Erlebnis!

Fahrradparkplatz am Bahnhof

Zuerst sind wir zum Wahrzeichen von Kopenhagen geradelt

Kleine Meerjungfrau

Danach führte unsere Runde in die Freistadt Christiania und dort wollten wir zuerst mal Überblick gewinnen: Auf dem Kirchturm von Vor Frelsers Kirke. Eine immer enger werdende Wendeltreppe führt außen am Turm hinauf und man hat tolle Aussicht auf die Innenstadt.

Natürlich waren wir auch noch im Schloss Frederiksborg und in den Ställen und der ehemaligen Küche.

Hier kann man große Mengen kochen

Den Sonntag haben wir dann noch für einen Ausflug nach Roskilde genutzt. Die Kathedrale ist eng mit der Monarchie verknüpft, Roskilde war früher die Hauptstadt von Dänemark. Sehr viele Königinnen, Könige und deren Familen sind hier begraben.

Kathedrale in Roskilde

Außerdem gibt es noch ein Wikingermuseum, wo 1000 Jahre alte Schiffe ausgestellt werden.

Der schwere Pokal konnte nicht mit uns und der Scandinavian Airline heimreisen. Die dänischen IGC-Vertreter haben ihn mit DHL verschickt und inzwischen ist er hier angekommen und ziert unseren Eingangsbereich.

Die Weltkugel enthält nur ein überdimensionales Neu-Seeland und ist ansonsten leer 😉

Endlich wieder Alzate

Nach zwei Jahren Coronapause konnten wir dieses Jahr endlich wieder über Ostern in die schöne Lombardei fahren und eine Woche in der herrlichen Landschaft der großen oberitalienischen Seen zubringen. Der Flugplatz Alzate Brianza hat uns wie immer herzlich willkommen geheißen.

Wir, das waren mein Mann Thomas, sein Bruder Wolfgang und ich, zusammen mit einem bunt gemischten Haufen schwäbischer Segelflieger von der Hahnweide, Grabenstetten, dem Farrenberg und Malmsheim. Das erste Mal mit dabei war Micha, den einige von den SCS-Fluglagern in St. Crepin kennen.

Die Hinreise am Gründonnerstag war von zahlreichen Staus geprägt, aber gleich am Freitag konnten wir zum ersten Flug starten. Allerdings war an diesem Tag das Wetter schön sonnig, aber thermisch nicht sehr aktiv. Nach 4 Stunden haben wir den Akklimatisierungsflug abgeschlossen. Besser war die Prognose für den Samstag und Micha war inzwischen auch angekommen. Allerdings herrschte am Boden ungewöhnlich großer Andrang von Gästen und Einheimischen.

Startaufstellung, dahinter der Haushang Bolettone
Mont San Primo

Aber alsbald waren wir alle in der Luft. Ich wollte Micha an seinem ersten Tag den Einstieg in die Berge, vom Bolettone über den Primo zur Grigna zeigen und wie man von dort aus ins Addatal springt, wo er schon früher mit den SCS-Leuten von Sondrio aus geflogen ist.

Grigna hinter Mandelbäumen
Grigna Südgipfel

Nach einem etwas zähen Anfang kamen wir an der Grigna bis deutlich über Gipfelhöhe des eindrucksvollen Berges. Man konnte den Pass ins Addatal schon von hier aus sehen und es war (anders als sonst) ein Kinderspiel dorthin zu gelangen.

Ins Addatal heute ohne Pass

Die Südseite des Tals lief eindrucksvoll gut und so waren wir bald am Tonale Pass. Dies ist immer der Punkt, wo man entscheiden muss, weiter oder zurück zu fliegen. Heute hieß die Devise „weiter“, die Kameraden, die schon etwas früher gestartet waren, berichteten von ihren Dolomiten-Plänen. Micha und ich hatten uns Meran als Ziel vorgenommen. Die Thermik war gut, aber die Wolken wurden größer.

Auf dem Weg nach Meran

Ohne Motor traute ich mich dann nicht mehr weiter, im Nachhinein wäre es problemlos gegangen. Wieder am Tonale Pass hörten wir von Thomas und Wolfgang, dass sie mit dem Arcus im Addatal in der Welle seien.

Arcus in der Welle, Blick nach Chiavenna

Unser Plan war eigentlich, uns noch etwas nach Westen vorzutasten. Der starke Wind und die zugehörigen Abwinde haben mir dann etwas den Schneid abgekauft. Nach 6 h bin ich glücklich wieder in Alzate angekommen.

Auf dem Heimweg

Am Ostersonntag und -montag haben die Italiener familiäre Verpflichtungen, so dass wir Urlauber wieder Platz auf dem Flugplatz hatten. Am Sonntag war die Inversion kräftig und die Basis niedrig. Wir Schwaben versammelten uns alle am Haushang und flogen dann zusammen in Richtung Varese, um im niedrigeren Gelände zu bleiben. Der sonst immer zuverlässige Campo dei Fiori bei Varese zauderte heute und auch der Drachenfliegerberg dahinter am Lago Maggiore war nicht so gut wie sonst. Die Gruppe bewegte sich ein Stück nach Norden, wo wir „stolze“ 1700 m erreichten. „Jetzt können wir über den See“ meinte Mario. Also alle rüber, zum Landen müsste man halt wieder zurück. Die Täler Richtung Domodossola mit dem Flugplatz Masera sahen wir mit Rauch von den Waldbränden angefüllt. Also nicht dorthin, keine Chance auf Thermik. Ich flog mit Abi zusammen an den Eingang des Cento Valli (von Ascona nach Westen), wo es immer geht. Nur heute halt nicht. Weiter auf die andere Talseite und schließlich an den Hang nördlich von Locarno. Leider fielen wir unter die Inversion und ich musste in Locarno landen.

Die 3S in Locarno

Die anderen haben’s besser gemacht, sind umgekehrt oder mit mehr Geduld oben geblieben. Abends waren wir in einem Refugio auf dem Berg essen, ein abenteuerlich schmaler Weg führte hinauf.

Ostermenü im Berggasthof

Beim nächsten Flug am Montag flog eine ganze Gruppe vom Primo Richtung Westen. Wir hingen dann eineinhalb Stunden am Hang oberhalb Menaggio in 1400 m, das Außenlandefeld in Porlezza im Blick aber nicht genug Höhe zum Heimfliegen.

Außenlandefeld Porlezza, rechts geht’s zum Comer, links zum Luganer See

Ein paar Flieger haben sich nach Norden den See entlang getastet, mussten aber dort den Motor werfen bzw. außenlanden. Dann kriegten wir endlich doch die paar Meter mehr Höhe und konnten am Westufer des Comer Sees entlang zurückfliegen. Unten waren an jeder Hütte haufenweise Autos der italienischen Ausflügler. Wir wissen schon, dass man am Ostermontag am besten keinen Ausflug zu Fuß machen sollte. Nach 2 Stunden war ich wieder in Ausklinkhöhe am Bolettone und froh, zurück zu sein. Der zweite Anlauf ging wieder zur Grigna, inzwischen war die Thermik besser. Zusammen mit Abi kämpfte ich mich ins Addatal. Dort suchten wir die Welle, von der im Funk berichtet wurde. Direkt an der Bernina erwischte ich einen starken Rotorbart, dann Richtung Norden auf den Koloss zu und rein ging’s in den Fahrstuhl. Mit 3,5 m/s in der Welle stieg ich bis auf 5000 m, ich fühlte mich wie die Königin der Welt.

Bernina
Aus 5000 m ist sogar die Schweiz „flach“

Leider war Abi ein bisschen tiefer und konnte im Rotorbart nicht kreisen (Berg im Weg), er kam nicht rein in meinen Super-Lift. Ich probierte dann mal aus, an den Rotorwölkchen entlang nach Osten zu fliegen und das hat tatsächlich geklappt. Kurz nach Tirano macht das Tal einen Knick und auch die Welle war dann irgendwo anders. Ich hab umgedreht und den Rückzug nach Alzate angetreten. Sogar 1500 m über Gleitpfad kommt einem bei den Abwinden und Turbulenzen wenig vor. Unterhalb von 3000m war aber alles wieder friedlich und die LS8 ist geglitten wie immer.

Dass der Dienstag unser letzter Flugtag sein würde, war laut Vorhersage relativ deutlich klar. Wieder gab’s den niedrigen, schlechten Anfang. Nacheinander flogen die Segler ab zur Grigna. Wir hatten offensichtlich nicht genug Geduld gehabt am Primo und kamen tief dort an, viele Segler auf Hanghöhe der Vorberge. Holger machte es besser, holte am Primo 2000m konnte ganz hinten über der Gräte einkreisen und hat’s geschafft. Alle anderen dümpelten Richtung Lecco und dann wieder zurück nach Alzate. Auch heute wieder ein zweiter Anlauf zur Grigna, bei dem es dann auf einmal ganz einfach war, auf die Südseite des Addatals zu kommen. Es lief gut zum Tonale und sah auch dahinter ordentlich aus. Noch ein Stückchen Richtung Ortler, aber aufgrund der Tageszeit haben wir doch umgedreht. Wieder war der Wind stark und es lagen Wellen in der Luft. Bei einem Schlenker in ein Tal am Tonale verlor ich kurz mal 500 m Höhe, die ich zum Glück sofort wieder mit 5 m/s um 1000m aufstocken konnte. Die Suche nach der Welle bleib dieses Mal erfolglos, obwohl der krasse Rotorbart wieder an derselben Stelle stand. Also machte ich einen entspannten Endanflug nach Alzate und noch einen Schlenker nach Como.

Wanderung auf dem Grat westlich von Como
Dachdeckerkunst

Weil ein Alzate-Urlaub ohne eine Wanderung bei schlechtem Wetter nicht vollständig ist, sind wir am Mittwoch noch zu Fuß losgezogen. Wir haben’s gemacht wie die Italiener und sind auf der Westseite des Sees mit den Autos ganz hochgefahren. Dort kann man sehr schön auf dem Grat der westlichen Uferberge oben entlanglaufen.

Pause bei 7° Außentemperatur

Leider hatten nach dem Osteransturm alle Berghütten geschlossen, unser Picknick hat auch so geschmeckt.

Tommi, Claus, Luigi, Conny, Thomas, Holger, Klaus

Nach diesem entspannten Tag sind alle wieder heimgefahren. Ciao, ihr schönen Berge bis zum nächsten Mal.

(Fotos Conny, Thomas und Wolfgang Schaich)

Ein paar Tage in Ohlstadt

Eigentlich waren wir ja von einer Schweizer Segelfliegerin mit dem AMF (Angelika Machinek Förderverein Frauensegelflug) nach Courtelary im Jura eingeladen worden. Dieses Lager musste aber wegen Corona wie so viele Wettbewerbe auch abgesagt werden. Ein kleines Grüppchen Mädels und Abi Kiessling waren sich einig, dass da eine Alternative gefunden werden musste. Der Flugplatz Ohlstadt in der Nähe von Garmisch Partenkirchen hat sich da schnell als ideal herauskristallisiert. Wir haben beschlossen, dass wir den Termin wetterabhängig flexibel halten und Abi der Wetter-Guru ist, der das Signal zum Aufbruch geben würde. Zum Glück hat mein Chef da auch mitgespielt, was flexible Urlaubstage angeht.

Am letzten Mai-Wochenende wurde für Baden-Württemberg sehr gutes Flugwetter vorhergesagt und wir haben beschlossen, diese beiden Tage noch von zuhause aus zu nutzen. Den Samstag nutze ich, um in den Pfälzer Wald und ins Saarland zu fliegen.

Pfälzer Wald, Blick nach Norden
Pfälzer Wald, Blick nach Süden

Dann kam das Signal zum Aufbruch, Mo Anreise, gute Bedingungen ab jetzt auch in den Bergen. Die Fliegergruppe Wolf-Hirth hatte ihr Fluglager auch für diese Woche in Ohlstadt geplant. Wir sind dann zu dritt eingetrudelt, Nina, Abi und ich. Der Rest konnte es dann doch nicht einrichten.

Der Flug beginnt am Kloster Ettal

Unser erster Flugtag war der Dienstag. Früher Thermikbeginn und gute Kaltluft. Unser Ziel war das Engadin, das wir sonst von Süden her aus Alzate schon angeflogen sind. Der Einstieg führte auf der Ostseite des Lechtals ins Gebirge. Vorbei an der Parseierspitze wechselten wir ins Inntal. Ich kannte mich recht gut aus, weil ich im Vorfeld verschiedene Folgen des late night soaring nochmal durchgearbeitet hatte, wo Berge, Routen und Außenlandemöglichkeiten durchgesprochen wurden. Vor dem Piz Nuna, wo der Inn einen großen Bogen macht, wechselten wir die Talseite und überquerten den Ofenpass. Die hohen Berge sind alle noch tief verschneit und die Optik ist traumhaft schön. Spielend einfach war der Weg bis Samedan, wo die Basis auf 3700 m war. Abi meinte, im Addatal sieht’s auch gut aus. Ich schaute den Berninapass entlang. Stimmt, aber wie kommen wir zurück? Wir sind dann „nur“ eine Runde an der Bernina entlanggeflogen und lieber auf demselben Weg zurück. Andächtige Stille in Anbetracht des eisigen Riesen.

Anflug auf die Bernina
Bernina, nur Eis und Schnee
Der Reschensee wartet auf die Schneeschmelze

Im Rückflug bleibt man auf der süd-östlichen Talseite, sie ist wegen der Tageszeit jetzt günstiger. Den Kaunergrat entlang und über’s Pitztal und Ötztal. Dann folgte die Querung der TMA Innsbruck, wo sehr freundliche Kontroller zur Zeit fast nur Arbeit mit Segelfliegern haben. Ein kleiner Trip zum Rofan am Achensee und natürlich ein Besuch bei der Zugspitze rundete den Flug ab. Zufriedene Menschen am Abend.

Wettersteingrat, dahinter Zugspitzplateau
Zugspitze von Nord-Osten

Am Mittwoch besuchten wir viele bekannte Skigebiete, von denen ich einige auch vom Boden her kenne. Den Anfang machte wieder das Lechtal bis Bach, direkt angrenzend der Arlberg. „Servus Fiss Ladies“ hieß es dann, aber das eigentliche Ziel war Vent ganz hinten im Ötztal, wo wir zusammen mit der Frauen NM schon oft zum Skifahren waren. Tatsächlich erlaubte es die hohe Basis, bis ganz nach hinten bei der 3768m hohen Wildspitze reinzufliegen. Es folgte wieder die Querung des Inntals westl. von Innsbruck, von wo aus wir über der Wettersteinwand entlang nach Osten flogen. Unser Weg führte weiter durch’s Karwendelgebirge, wo die Isar entspringt, zum Achensee.

Inntalquerung westlich Kufstein

Östlich von Innsbruck querten wir wieder nach Süden, wo der Pinzgauer Spaziergang lockte. Es ging super dort, aber ein Regenschirm war so langsam angebracht. Wir düsten bis zur Schmittenhöhe bei Zell am See und dann nichts wie heim.

Oberammergau und der Kofel

Am Donnerstag schob sich die labile Gewitterluft von Westen her auf uns zu, im Osten sollte es aber nochmal sehr gut werden. Die Basis heute etwas niedriger, aber Thermik am Platz ging gut. Nina brauchte eine Pause und Abi musste nochmal landen wegen nicht schließender Fahrwerksklappe. Ich habe auf ihn gewartet und mit einiger Verzögerung sind wir dann nach Osten los. Ohne Fahrwerksklappe war der Ventus unangenehm laut und hatte deutliche Verluste beim Gleiten. Über die Benediktenwand und die bayerischen Alpen ging’s trotzdem weiter nach Kufstein. Heute stand die Thermik am wilden Kaiser nicht direkt am Hang sondern unter einer riesigen Wolke mitten über dem Tal, was mir eine gigantische Aussicht auf den ganzen Klotz mit seinem sonst immer thermisch sehr aktiven langen Südhang eröffnete.

Wilder Kaiser

Westlich von St. Johann haben wir das Skigebiet überquert, das uns wegen Corona im März 2020 nicht vergönnt war. Jetzt kamen wir endlich in die Zone mit den richtig guten Bedingungen, Basis stieg inzwischen auf 3300 m an und auch das Steigen war leichter zu finden. Die Blick ging zum Großglockner, eine weiße Pracht soweit das Auge reicht.

Blick Richtung Großglockner
Großes Wiesbachhorn
Steinernes Meer
Dachstein
Dachstein

Nach dem Kitzsteinhorn überquert man zuerst das Gasteiner Tal, danach die Tauernautobahn. Ich wollte gern bis nach Niederöblarn fliegen, zwischendurch ging es sogar bis auf 3800m. Hinter uns sahen wir schon, dass die Gewitter aufziehen und uns eventuell den Rückweg abschneiden würden. Oder macht’s danach nochmal auf? Der Rückweg aus dem Osten lief wieder problemlos, der Plan war das Pinzgau entlang in den hohen Bergen zu fliegen und dann über den Gerlospass zum Achensee. Tilo sagte im Funk, dass es südlich von Innsbruck am Brenner noch mit 2 m/s geht und wir probierten das auch. Leider war das nicht mehr so, als wir kamen und ich musste einsehen, dass der Heimweg mit der LS 8 nicht mehr machbar sein würde. Am Ausgang des Zillertals habe ich bei Innsbruck Approach angefragt, ob dort noch ein F-Schlepp zu bekommen wäre. Der freundliche Controller meinte, die Segelflieger haben den Betrieb schon abgemeldet, aber er fragt mal nach. Kurz darauf hat er sich wieder gemeldet, dass leider niemand mehr zu erreichen wäre, er aber in Kufstein angerufen hätte und die mich gerne heimschleppen würden. Und das alles auf der Frequenz der Anflugkontrolle eines Verkehrsflughafens. Toll. Nach 7 ½ Stunden landete ich in Kufstein, wo mein Vater jahrelang ein regelmäßiger Gast war.

Den 4. Tag in Folge ließ ich dann aus, weil es nur recht lokal und eher im Flachland vor den Alpen gehen sollte, danach kam der Regen. Ein geselliges Abschlussessen mit der FGWH im Flugplatzrestaurant rundete das ganze Unternehmen ab. Es war ein toller Ausflug und ich bin sicher, dass er wiederholt wird, vielleicht sogar noch dieses Jahr. Meine Flüge habe ich unter weglide.org hochgeladen.

Frauen-WM in Australien

Die Entscheidung war nicht einfach, nachdem ich wusste, dass ich für die Frauen-WM in Australien qualifiziert bin. Einerseits natürlich spannend, was einen erwartet, Australien bietet ja in unserem Winter ziemlich gute Segelflugbedingungen. Aber auf der anderen Seite ist die Organisation wesentlich aufwändiger als gewohnt und dann ist das Ganze auch noch erheblich teurer.

Eine Bekannte, die nach Australien ausgewandert ist, hat mir eine LS8t vermittelt, die ich chartern konnte. Eine langjährige Freundin und Fördererin des Frauen-Segelflugs – Ingrid Blecher – hat früher selber an internationalen Frauenwettbewerben teilgenommen und hat mich gerne als Rückholerin begleitet.

Ingrid Blecher

Unsere Reise haben wir mit ein paar Tagen in Melbourne begonnen, wo wir vom Flugzeug-Eigentümer Rolf und seiner Frau Nela eingeladen wurden. Die beiden Deutschen sind vor Jahrzehnten ausgewandert und wohnen ca. 1 Autostunde außerhalb von Melbourne. Das Grundstück ist riesig, an den See kommen abends in der Dämmerung Kängurus.

Grundstück „auf dem Land“
Das Haus hat autarke Wasser- und Stromversorgung
Nela, pflanzte Tausende Eukalyptusbäume, das hilft gegen die Ausbreitung der Buschfeuer

Ein Ausflug nach Melbourne zeigte uns den Kontrast: Das moderne Australien mit seinen Wolkenkratzern. Das Stadtbild nimmt wenig Rücksicht auf ältere Gebäude

Skyline von Melbourne

Nach den paar Tagen Eingewöhnung, Abbau des Jetlags, immerhin 10 h Zeitdifferenz sind zu verkraften, ging es über Sydney weiter nach Tamworth. Die LS8 hatte der Bruder von Nela per Auto schon nach Lake Keepit gezogen, so dass wir die 1100 km bequem fliegen konnten.

In der Trainingswoche hatte ich jede Menge zu tun. Zuerst musste ich noch 12 kg zusätzliches Blei besorgen und einbauen, bevor es losgehen konnte. Natürlich wollte ich erst mal die Gegend von oben erkunden. Ich hörte, es gibt zwei Höhenzüge, die nach Norden führen und ziemlich gute Thermik produzieren.

Flugplatz Lake Keepit, rechts davon die Staumauer. Der untere Bereich wäre eigentlich der See

Beim ersten Flug trat jedoch ein unangenehmes Brummen ab 160 km/h auf. Ob der verschiedenen Versuche, die Ursache zu finden, habe ich leider bei der Landung das Fahrwerk vergessen. Dort geht das nicht mit ein paar grünen Streifen am Rumpf ab, sondern man braucht 3 Lagen Glasgewebe und neuem Lack … und einen Tag Zwangspause.

Michael, der Bruder von Nela war mit beim LTB

Die braune, ausgedörrte Landschaft außerhalb der Berge war für uns alle ein bisschen bedrückend. Das Land wirkte so verdurstet und an der Grenze zur Wüste. Vor 4 Jahren war noch alles grün und der Stausee voll, aber seither hat es im Flachland fast nicht mehr geregnet. In der Trainings- und der ersten Wettbewerbswoche kam eine extreme Hitze dazu. Thermikauslösetemperatur bei 39°, da geht’s erst richtig bei 41° oder mehr. Man baut früh auf und kommt dann so spät wie möglich zum Flieger. Auch die Rückholer flüchten so schnell wie möglich zurück ins klimatisierte Cabin. Mit viel Wasser + Elektrolyt, feuchten Halstüchern und Kühlkissen haben wir dagegengehalten. Zum Glück geht im Flug die Temperatur schnell auf erträgliche Werte zurück, dort hängt man selten in mieser Blauthermik ewig in 500m Grund.

Der kümmerliche Rest des Lake Keepit

Oben sieht man den Flugplatz und daneben die Staumauer. Noch etwas rechts liegt der State Park, wo viele Teilnehmerinnen ein klimatisiertes Cabin gemietet hatten. In der Bildmitte liegt der Sports Park mit Swimming Pool, wo die meisten offiziellen Feste stattfanden. Ganz unten ist ein UL-Platz zu sehen, der die letzte Landemöglichkeit im Endanflug darstellt.

Die toten Bäume sind normal unter Wasser

Nach 70 km in Richtung Norden kommt dort der Mount Kaputar, oder Monte Kaputto, wie unser Coach Wolli ihn nennt. Hier beginnt die Thermik als erstes, ist die Basis immer etwas höher und die Thermik besser, aber auch als erstes überentwickelt. Dort gibt’s auch Regen.

Überentwicklung bei Mount Kaputar

Unsere Unterkunft war ein klimatisiertes 2-Zimmer-Haus (Cabin) im State Park.

Unser Cabin im State Park

Wir haben uns dort selber versorgt und abends selber gekocht. Die Herausforderung daran war das Einkaufen. Der nächste Laden ist in Gunnedah oder Manilla, beide Städtchen sind so 35-40 km weg. Wenn man was Größeres braucht (z.B. einen Baumarkt), muss man nach Tamworth fahren, gut 50 km.

Hauptstraße in Gunnedah
Fußgänger sind selten in Manilla

Vor dem Clubheim am Flugplatz gibt’s ein paar Halme grünes Gras, das gerne von den Kängurus angenommen wird

Auch im State park gibt’s jede Menge Kängurus
Wenn’s Kind schon zu groß ist, gucken die Füße raus

Wenn man näher an den Lake Keepit geht, sieht man auch noch Wasser. Es tummelt sich so einiges dort

Schon in der Trainingswoche kam der erste Sandsturm. Ich war bei völlig friedlicher Luft gelandet und hatte kaum den Flieger ans Auto gehängt, als das Unheil losbrach. Ich musste stehenbleiben, weil man absolut nichts mehr sehen konnte. Zum Glück bin ich nicht eine Viertelstunde länger geflogen…

Sandsturm

Jetzt aber mal zum Wettbewerb! Wir wurden betreut von Wolli Beyer als Coach und Daniela Wilden als Team Chefin. Sie haben Ihre Sache sehr gut gemacht, Dani hat sich bei ihrem Debut die Achtung der Team-Chef-Kollegen und von uns Pilotinnen verdient. Und Wolli hat frühmorgens das Wetter analysiert, uns während der Flüge ständig mit aktuellen Informationen versorgt und dann abends noch den Blog geschrieben.

Coach Wolli und Teamchefin Dani
Die australischen Flugzeuge sind „blütenweiß“

Am zweiten Tag ging unsere Aufgabe nach Süden, wo auch bergige Landschaft dominiert. Die Thermik war genial und die Basis auf 4000 m. Ich konnte 100 km Endanflug machen und schaffte mit einem Schnitt von 129 km/h den zweiten Tagesplatz.

2. Tagesplatz Conny, 1. Aude Untersee (F), 3. Aude Grangeray (F)

Am nächsten Tag war eine 4:15 h-AAT ausgeschrieben.

Staubige Angelegenheit beim Start
Thermikbeginn wird immer von Dust Devils angekündigt

Der Kurs führte zuerst in die eigentlich thermisch beste Gegend im NO des Platzes, aber unser erster Wendesektor war total angefüllt mit Rauch. Man konnte die anderen Flugzeuge bis 1 oder 2 km sehen und den Boden direkt nach unten. Nach vorne auf Kurs konnte man gar nichts erkennen. Naja, man navigiert ja mit GPS, aber man würde trotzdem gerne sehen, wo man hinfliegt, vor allem, wenn der Kurs über ziemlich unlandbares Gelände führt. Wir hatten eine Datei mit ein paar Außenlandemöglichkeiten, aber findet man das dann auch? Obwohl wir mehrfach Bescheid gesagt haben, wurde die Task weitergeflogen. Die Sicht sei ok, meinte der Tasksetter, der als objektiver Beobachter mit seinem Ventus im Wettbewerbsraum unterwegs war. Da ist er wohl eher im Süden bei den anderen beiden Klassen rumgeflogen.

Blindflug
Brände hinter Mount Kaputar

2 Stunden später, als wir in bester Thermik und bei guter Sicht im Norden kurz vor dem zweiten Wendesektor waren, wurde doch noch neutralisiert. Die Mitteilung erreichte uns über WhatsApp, für Funk war’s zu weit. Das haben wir dann auch nicht mehr so ganz verstanden.

Danach kamen zwei Tage, in denen wir ein bisschen langsamer als die Tagessieger waren, aber im Prinzip noch gut dabei. Eigentlich war ja der Plan, dass Ulrike und ich einen engen Teamflug machen, wie schon auf einigen Wettbewerben davor. Das klappte aber dieses Mal nicht, weil sie den optimalen Schwerpunkt ihrer LS8 in den ersten Tagen nicht gefunden hat und dadurch oft nicht richtig steigen konnte. Wenn man jeweils nach 2 Bärten 500 m höher ist, geht‘s halt alleine weiter.

Ulrike Teichmann

Dann kam der verhängnisvolle 6. Wertungstag. Wir flogen wieder ein AAT. Ich mag ja diese Aufgabenform, weil man eigene Entscheidungen treffen muss und kann, weil man weniger Abflugpoker machen muss und weil man nicht so leicht einem anderen hinterherfliegen kann. Aber in einer total fremden Gegend ist das schwerer als eine klassische Aufgabe. Man weiß einfach nicht so gut, welches Gebiet tendenziell besser ist und wo man kurz wenden sollte. Am Anfang lief es bärig, wir kamen unter Wolkenstraßen gut voran, den ersten Sektor nahmen wir nur kurz mit.

Mit Ulrike zusammen zum Mount Kaputar

Dann im zweiten Sektor wurde es schwieriger, ich schlug vor zu wenden. Wir flogen trotzdem noch ein Stück, ich war wieder mal höher und wir haben uns verloren. Die Flarmreichweite war trotz Powerflarm dort bei allen so gering, wie man es von Europa gar nicht gewohnt ist. Schon ab 1 km hat man die Teampartnerin nicht mehr gesehen. Im letzten großen Wendekreis wurde die Thermik wieder besser. Ich hab mich mit der besten Flugrichtung und mit der Berechnung der Ankunftszeit schwergetan. Wir 3 aus der Standardklasse haben uns wiedergefunden und gleich wieder verloren. Danach wurde die Thermik wegen Überentwicklungen schlecht. Wir waren jeder einzeln in Not und die Nervosität stieg. Ich habe einen Denkfehler beim Endanflug gemacht und flog zu tief aus dem letzten Bart weg. Leider musste ich dann kurz vor dem Zielkreis den Motor starten. Eine „Außenlandung“, wenn alle rumkommen, wirft einen komplett nach hinten und der Wettbewerb war praktisch nach der Hälfte gelaufen. Ich konnte mich nur ein bisschen mit Aude Untersee trösten, einer genialen französischen Pilotin, die am ersten WT mit einer Luftraumverletzung Null Punkte kassiert hatte.

Am siebten Tag in Folge war die Thermik blau und schlecht und der Thermikbeginn spät. Trotzdem hat unser Tasksetter 435 km für uns und sogar 538 für die 18m-Klasse ausgeschrieben. Wir sind erst um Dreiviertel 3 abgeflogen, obwohl man da schon wusste, dass die Aufgabe nicht zu schaffen ist. Der Coach hat uns gerügt, aber wer will schon bei niedriger Basis und schlechter Thermik allein im Blauen rumfliegen? Im großen Wald Pilagar, der fast quadratisch und ohne Landemöglichkeiten 80×100 km groß ist, war ein neues Feuer ausgebrochen. Der Rauch wurde mit dem Westwind auf unsere Strecke geblasen und brachte den letzten Rest Thermik zum Erliegen. Das ganze Feld lag draußen, ich konnte entspannt mit 4l Sprit heimratteln, die meisten anderen sattelten die Hänger. Sogar Katrin, musste mit ihrer JS3 auf einem Flugplatz außenlanden, weil sie so weit weg war, dass sie es trotz Jet-Antrieb nicht mehr vor Sunset nach Hause schaffte.

Das deutsche Team hatte ja alle Flugzeuge gechartert, während andere Nationen wie England, Frankreich, Italien und Tschechien ihre eigenen Flugzeuge per (z.T. verbandseigenem) Container verschifft haben. Beides hat Vor- und Nachteile. Für uns war das finanzielle Argument entscheidend, bei anderen Nationen wie z.B. Frankreich zahlt der Verband alles. So ein Container kostet eine Menge mehr, obwohl auch das Chartern natürlich Kosten verursacht. Wir hatten dadurch schon im Vorfeld nette Kontakte zu Australiern. Aber wir mussten uns mit fremder und unvollständiger Instrumentierung rumschlagen, mit Geräuschen, Schwerpunkt- und Funkproblemen. Die Steigwerte in Knoten hat man auch nicht so im Gefühl.

Die Lüftung kommt mitten aus dem I-Brett, in Australien sehr angenehm

Die anderen Nationen hatten dafür keinerlei Hänger dabei, weil in einen Container 5 Flugzeuge ohne oder 2 mit Anhänger passen (und das auch nur mit einem Spezialgestell und wenn man von einem die Achse abschraubt). An dem Außenlandetag wurden z.B. die 3 tschechischen LS8 Pilotinnen mit dem ersten Hänger abgeholt, für die anderen beiden Flugzeuge haben sie am nächsten Tag noch meinen Hänger ausgeliehen. Dieser war nach 7 Tagen in Folge als Ruhetag neutralisiert, sonst wäre maximal das halbe Starterfeld angetreten.

Es folgten noch zwei Tage, an denen wir mal gezeigt kriegten, wie gut das australische Wetter sein kann. Die Tagessieger der Standard-Klasse hatten Schnitte von über 135, wir so um 120 km/h. Die meisten Europäer fliegen einfach zu vorsichtig, wenn’s richtig knackt. Am letzten Flugtag kamen wir alle gerade so mit dem letzten Thermikhauch heim. An den letzten beiden Tagen wurde aufgebaut und gewartet und dann neutralisiert, wie man’s von hiesigen Wettbewerben kennt. Zeit für Small Talk, der in der Hitze der ersten Woche echt zu kurz kam.

Unerfreulich zum Schluss: Betrugsvorwurf gegen das australische Team. Wir waren ja den ganzen Wettbewerb über mit Trackingsystemen einer australischen Firma geflogen, die Positionsdaten wurden mit einer Viertelstunde Zeitversatz veröffentlicht. Die Pilotinnen sollten keine externe Hilfe aus diesem Tracking bekommen. Auf einmal kam am Ende der Verdacht und dann die Gewissheit, dass das australische Team das System geknackt hatte und ihnen so die Daten live zur Verfügung standen. Die Pilotinnen wurden von ihrem Team Captain in dem Glauben gelassen, dass dies legal sei. Die anderen Nationen sahen das anders. Die Jury musste sehr schnell am Abend der Siegerehrung eine Entscheidung treffen und gab allen Australierinnen 225 Strafpunkte wegen unsportlichem Verhalten. Diese Maßnahme hat die Clubklasse-Pilotin Jo Davis den Weltmeistertitel und in der Standarklasse Lisa Trotter den 3. Platz gekostet.

Es gab natürlich Diskussionen und viele unzufriedene Gesichter am Abschlussabend. Schade für die schöne WM, dass so ein unerfreulicher Abschluss den Eindruck trübt.

Das deutsche Team hat dieses Mal eine Silber- und eine Bronzemedaille erreicht.

Chrissi Grote, Vizeweltmeisterin Clubklasse, Weltmeisterin Elena Fergnani (Italien)
Katrin Senne, Bronzemedaille 18m-Klasse, Weltmeisterin Melanie Gadoulet (Frankreich)

Weil der Rücktransport der LS8 wieder von Michael übernommen wurde, konnten Ingrid und ich nach dem Wettbewerb zusammen mit Gisela Weinreich (Jury) noch eine Woche in Sydney dranhängen. Das war ein entspannter Abschluss und wir haben noch einiges gesehen.

Hafen und Opernhaus von der Harbour Bridge aus
Hafenrundfahrt mit Ingrid und Gisela
Die 3 Sisters in den Blue Mountains
Herrliche Sandstrände

Und jetzt – wieder daheim – genieße ich die kühle Luft, den Regen und ganz besonders das grüne Gras.

Zum Schluss möchte ich mich noch herzlich für die Unterstützung bedanken:

DAeC https://www.daec.de/

BWLV https://www.bwlv.de/home.html

Die BWLV-Mädels: Conny, Katrin, Steffi

VdP https://pilotinnen.de/

VdP-Mitglieder Conny, Chrissi, Ines und Sabrina

Fotos: Conny Schaich, Katrin Senne, Michael Zupanc, Serena Triebel, Christine Grote

Robin’s erster Alleinflug

Am Samstag hat unser Robin seinen erste Alleinflug gemeistert, natürlich wie üblich im Dreierpack. Fluglehrer Franz hatte letztes Wochenende den letzten Schliff in Form von Seilrissübungen durchgeführt und schon mal per Mail an die anderen Fluglehrer grünes Licht zum Alleinflug gegeben. Es waren ideale Bedinungen mit schwachem Wind, geringer Thermik und Landerichtung 07. Die Herausforderung für Robin war, dass immer wieder die Thermik zusammenklappte und dann 5 oder Segelflugzeuge gleichzeitig auf der schmalen Bahn landen mussten. Aber er hat’s dreimal gut hingekríegt! Bravo.

Glücklicher Robin
Übergabe des obligatorischen Distelstraußes durch Fluglehrerin Conny

Neuer Anstrich für die Werkstatt

Der blauen Holzfassade unserer Werkstatt hat man den Zahn der Zeit ein bisschen angesehen. Zum Teil konnte man schon das ungeschützte Holz durchscheinen sehen. Also dringend Zeit, dass wieder mal etwas Farbe aufgebracht wird.

Diese Arbeit wurde in zwei Samstagsaktionen angepackt und jetzt sieht das Haus zumindest von 2 Seiten wieder richtig gut aus. Eine Klasse Aktion von Marc, Franz, Pavel, Robert, Florian mit Elly, Oliver mit Justus und Conny.

 

Ein Wettbewerb in Rieti, Italien

In Rieti, Italien werden jedes Jahr zwei Wettbewerbe im August ausgerichtet, die aufgrund der bekanntermaßen guten Thermik zahlreiche hochkarätige Teilnehmer aus Europa anlocken. Ich träume schon seit ein paar Jahren davon, mal dort zu fliegen. Das Wettbewerbsgebiet umfasst die Apenninen und die Abruzzen, der höchste Berg ist der Gran Sasso mit gut 3000 m. Ich war noch nie dort und habe daher die sichere Variante bevorzugt, mit meinem guten Freund Hanno aus Aalen im Doppelsitzer zu fliegen, der früher oft an der Coppa del Mediterraneo in Rieti geflogen ist. Wir haben den Arcus WT vom Damen-NM-Trainer Martin Theisinger gechartert. Als zweites befreundetes Team ist Abi Kiessling mit Gudrun Bühler (Farrenberg) mit einem Arcus T mitgekommen.

Die Anreise ist weit, über 1000 km haben wir auf zwei Tage verteilt. Wir kamen am Sa 11. Aug. mittags an. Nach einer kurzen Vesper- und Erholungspause haben wir die Flieger montiert und einen ersten Erkundungsflug zum Hausberg Terminillo (2217 m) und dann nach Norden gemacht. Von Hanno bekam ich viele neue italienische Namen von Bergen, Tälern, Städten und Klöstern um die Ohren. Ein zweiter Übungsflug am Sonntag erweiterte den Horizont nach Süden (Abruzzen), wo die Landschaft wild und rauh und dünn besiedelt ist. Ich lernte jede Menge über römische Ansiedelungen, trocken gelegte Hochtäler und die Einsiedeleien des heiligen Franziskus.

Endlich kam der erste Wertungstag und es gab recht gutes Wetter mit einer Neigung zur Überentwicklung. Die Strecke führte weit nach Süden und danach noch ein Stück nach Norden. Die Piloten, die jedes Jahr in Rieti fliegen, haben sich ziemlich ungehemmt an die Hänge geheftet und konnten praktisch alles im Geradeausflug fliegen. Wir hatten ein bisschen Respekt wegen der unlandbaren Täler und sind höher geblieben. Dadurch hat uns am Ende die Überentwicklung noch etwas gebremst und wir waren glatte 30 km/h langsamer als der Tagessieger, aber glücklich.

Die nächsten beiden Tage wurden neutralisiert, eigentlich normalerweise undenkbar für Rieti. Einer der regelmäßigen Rieti-Piloten meinte, dies ist das schlechteste Wetter seit 30 Jahren. Ein Kaltlufttropfen (Höhentief) hatte sich in Sardinien festgesetzt und schaufelte warme, feuchlabile Luft nach Italien. Bis zum Ende der Woche war es immer morgens sonnig, dann eine kurze Phase mit Quellwolken und ab Mittag Schauer und Gewitter, mal früher mal später. Wir schauten uns die Gegend vom Boden aus an, Franziskus-Kloster in Poggio Bustone, Stadtführung Rieti Sotteraneo (Süßwasservenedig) und den Wasserfall Cascade de Marmore, Wanderung zu einer Ruine, Baden im Lago di Piediluco und Kaffee trinken im Dörfchen Labro.

Am Mi wurde wieder neutralisiert, wir sind trotzdem geflogen. Man musste nur schnell genug aus dem Rieti-Tal verschwinden, denn im Norden war gute Thermik. Wir schauten ganz in Ruhe Orvieto und den Trasimeno-See an. Der Rückweg war schwierig wegen der Gewitter. Der Flughafen von Perugia hat einen riesigen Luftraum, der viele früher gebräuchliche Flugwege jetzt unmöglich macht. Bei Lustflügen kann man sich eine Freigabe holen und dann die wenigen noch übrigen Wolken anfliegen. Die Wetterlage blieb die ganze Woche gleich, vor allem der Süden war immer sofort überentwickelt und leider nicht mehr befliegbar. Wir hatten am Do noch eine schöne AAT in das Gebiet westlich von Perugia mit Wenden in Siena und Arezzo, das liegt schon in der Toskana (!) und ich habe von meinem Mitflieger viel darüber gehört, wo welcher gute Wein wächst. Wir waren dieses Mal richtig gut geflogen und auch gut vorangekommen. Leider endete der Flug für fast alle am Flugplatz Terni mit dem Einsatz des Motors.

Auch am Freitag flogen wir nach der Neutralisation auf eigene Faust. Noch ein WT (Sa) wurde in der Luft neutralisiert, wir sind direkt wieder gelandet, weil alles rundherum dunkel und zu war. Andere sind aber auch wieder unter schönsten Wolken bis nach Florenz geflogen, mussten danach quer durch Perugia um heimzukommen. Am letzten Tag gab es nochmal eine kurze AAT, man musste auch dieses Mal wieder bei schlechter Thermik los, im Lee des Terminillo einen kurzen Schlenker nach Süden, dann durch den Regenvorhang nach Norden ins schönere Wetter. Wir haben die Aufgabe geschafft, aber ich hatte die Abfluglinie falsch programmiert, so dass unser Flug nicht gewertet wurde. Aber egal, es war super beeindruckend und hat riesig Spaß gemacht, in Rieti zu fliegen.

 

Frauen-WM in Tschechien

In den letzten zwei Maiwochen fand in Zbraslavice CZ die Weltmeisterschaften der Frauen statt, an der ich teilnehmen durfte. Die Meisterschaft war in der Organisation perfekt, humorvoll geleitet und reich an gesellschaftlichen Events. Auch das gute Tschechische Bier kam öfter zum Einsatz.

Das deutsche Team hatte fliegerisch einen etwas schwierigen Start, da leider gleich an den ersten beiden Wertungstagen 2 Flugzeuge bei Außenlandungen beschädigt wurden. Sue (Standardklasse) und Chrissi (18m) konnten danach nicht mehr weiter mitfliegen.

Aber danach ging’s bergauf. Dank der mentalen Unterstützung unserer Coaches Wolli Beyer und Benni Bachmaier fanden wir die nötige Konzentration auf’s Wesentliche wieder. Der Wettbewerb hatte aufgrund einer stabilen Schönwetterperiode 12 Wertungstage, unterbrochen von zwei Ruhetagen. Sogar an diesen war angenehmes Ausflugswetter für Städtetouren nach Prag und Kutna Hora.

Ich selber habe zusammen mit Teampartnerin Ulrike am ersten WT einen zu frühen Abflug gemacht, wir wurden eingeholt und haben recht viele Punkte auf die Spitze verloren. Zum Glück konnte ich dann Tag für Tag ein bisschen aufholen. Es gab alles von ziemlich schlechter Blauthermik bis zur Schauerlinie, an der wir entlanggebraust sind. Unsere Konkurrenten in der Standardklasse waren hauptsächlich die Tschechinnen und die Französinnen. Einmal konnte ich auch einen Tagessieg erringen. So richtig spannend wurde es am drittletzten Tag, als ich mich bis auf Platz 3 herangeschlichen hatte, mit nur 1 Pkt Vorsprung. Die bis dahin führenden Tschechinnen haben mit einem späten Abflug zu hoch gepokert, eine landete außen, die andere fiel auf 3 zurück. Die amtierende Französin Aude Grangeray übernahm die Führung, ich war plötzlich auf Platz 2, aber mit nur 15 Pkt Abstand nach hinten. Am letzten Tag gab’s noch ein AAT, ich machte einen frühen Abflug leider aufgrund eines Missverständnisses ohne Ulrike. Und das Glück blieb mir treu, Ulrike war zwar schneller, aber Jana und Aude gelang der Tag nicht so gut. Am Ende konnte ich meinen 2. Platz halten und durfte als Vizeweltmeisterin heimfahren.

In den anderen beiden Klassen lief es noch besser, Deutschland stellt die Weltmeisterin in der Clubklasse (Sabrina Vogt) und in der 18m-Klasse (Katrin Senne).

 

 

Dem deutschen Osterwetter nach Süden entkommen

Wie schon die ganzen letzten Jahre waren mein Mann Thomas und ich (Conny) wieder einmal über die Ostertage in Alzate Brianza in der Nähe von Como. Der kleine Flugplatz wird über die Osterwochen von immer wieder denselben Segelfliegern aus Deutschland und der Schweiz besucht. Man kennt sich inzwischen. Ich hatte unsere LS8 im Schlepptau, Thomas hatte seinen Bruder Wolfgang (beide FSV Nürtingen) und den Arcus NH mitgenommen.

Die ganze Woche herrschte ein – mal stärkerer, mal schwächerer – Nordwind, der für sonniges Wetter im Lee der Alpen sorgte, aber auch Wellen mit kräftigen Auf- und Abwinden brachte. Ich konnte in der herrlichen Landschaft der oberitalienischen Seen 5 Flüge mit insgesamt 38 h machen, die mich zu den Bergen mit klangvollen Namen wie Bernina, Ortler, Brenta, Adamello und Monte Rosa führten. Am Mittwoch ermöglichte das Wetter bei 4000m Basis einen Flug ins Aostatal, wo wir bis zum Mont Blanc flogen. Die Versuchung war groß, einfach bis Puimoisson durchzufliegen, aber wir haben dann doch eine Rückkehr nach Alzate vorgezogen. An meinem letzten Flug (Donnerstag) war es im Osten Richtung Dolomiten gut. Nach einem 6,5 m/s-Bart am Tonale-Pass begann ich aus 4500 m loszugleiten. Ich hatte eine tragende (Wellen-)linie, so dass ich in 4300 m bei Bozen ankam. Dort hat mich aber bei abtrocknenden Wolken und mit dem unmotorisierten Segler doch der Mut verlassen, vollends zu den Dolomiten vorzudringen. Trotzdem habe ich jeden Flug sehr genossen. Jeder hatte seine Höhepunkte und die Alpenfliegerei hat mich wieder total fasziniert.

Aosta

Blick nach Süden (Gran Paradiso)

Mont Blanc

Rückflug