Archiv für den Monat: Februar 2018

Meine Flugausbildung beim SCS

Meine Flugausbildung beim SCS

Mitten im Studium hat es mich doch gezwickt die Thermikbärte in live und nicht „nur“ vom
Boden aus mit dem Modell auszukurbeln. Also habe ich meinen WG Mitbewohner und
Kommilitonen Jan angehauen, er soll mich mal mit zu seinen Fliegerfreunden auf die
Hahnweide bringen.
Gesagt getan, ich komme auf den Flugplatz, lerne lauter nette, entspannte und
aufgeschlossene Menschen jeder Altersgruppe kennen.
Die Flieger die die SCS’ler fliegen sind auch ganz nett 😉
Da ich mir für mein Meinungsbild gerne genügend Zeit lasse habe ich die potentiell neuen
Fliegerkameraden auch mal bei der Arbeit in der Werkstatt in Zazenhausen besucht. Dieser
Besuch und die Arbeit mit den SCS’lern hat mich dazu bewegt auch einer zu werden. Also
schnell den Papierkrieg erledigt, Dr. Kirsch in Esslingen besucht um mein Medical zu
bekommen und ‚zack‘ saß ich schon vorne in der DG505 und hab mir vom hinteren Sitz aus die Kommentare der Fluglehrer zu Herzen genommen (09.07.2016).
Nach einer kleinen Winterpause und 5 Auffrischungsflügen im Frühjahr 2017 flog das flog
die DG auf einmal viel angenehmer als im letzten Jahr. Hatte ich etwa das Fliegen verlernt
über die Winterpause?
Aber nein! Es lag an dem fehlenden Fluglehrerballast auf dem hinteren Sitz; ich durfte
frei fliegen! (09.04.2017, 39. Start)

Da ich quasi jedes Wochenende auf dem Flugplatz verbracht hatte, durfte ich recht bald auf
unseren Discus fliegen (23.04.2017, 52 Starts). Ich sag euch, das ist ein Unterschied wie
VW Golf 1 und ein Formel 1 Auto zwischen dem Discus und der DG 500!
Da jetzt so langsam die Überlandfliegerei näher rückte habe ich zwei Überlandflugeinweisungen
mit Conny und Stephan machen dürfen. Dabei hat mein Magen dann doch angemerkt, dass er mit
der Fortschrittgeschwindigkeit meiner Ausbildung nicht ganz zufrieden ist.
Nichtsdestotrotz habe ich fleißig fliegen geübt und durfte dann ENDLICH einen 50km
Überlandflug versuchen(22.07.2017, 68.Start).
Leider war das Wetter an diesem Tag beleidigt mit mir und ich musste mich von meinem
Fluglehrer auf dem Übersberg abholen lassen, da ich vor lauter eilig verschwitzt hatte eine
F-Schlepp Berechtigung zu machen. Ein Glück hat Flo eine so geduldige Frau, die war nämlich
mit von der Rückholer Partie.
Bei der nächsten Gelegenheit habe ich dann eine F-Schleppberechtigung gemacht und bin dann
auf 3 weitere Überlandflüge geschickt worden. Bis es endlich dann am 24.09.2017, 95.Start)
für einen schönen, voll gültigen 50km Flug gereicht hatte.

Am Freitag den 13.10.2017 hatte ich dann 3 weitere Flüge, diesmal erneut mit Ballast auf
dem Rücksitz. Dieser Ballast war (mental) schwerwiegender als Fluglehrerballst, nämlich
Prüferballast!
Allerdings war mein Prüfer zufrieden genug mit mir um mir die schlechte Nachricht
mitteilen zu können, dass ich jetzt leider nicht mehr fliegen dürfe, bis mir mein
Flugschein mit der Post zugeschickt würde.
Geschafft!

Schlussendlich habe ich für meine Flugausbildung beim SCS
– 2500,- € (Fluggebühren, Startgebühren, Schleppgebühren, Medical, Verwaltungsgebühren für Sprechfunk, Theorieprüfung und Praktische Prüfung beim Regierungspräsidium)
– 98 Starts
– 30 Flugstunden
– 1 Jahr
und viel Spaß investiert.

Bekommen habe ich nicht nur einen Flugschein, sondern auch die Möglichkeit meinen Horizont
über das trockene, öde Uni-Fachgesimpel der Luft- und Raumfahrttechnik in die Bereiche der
praktischen Fliegerei, Fliegerwartung und sogar Fliegerreparatur zu erweitern.
Ein wie ich finde sehr geringe Investition gemessen an Möglichkeiten und Chancen welche
man geboten bekommt. Von den angenehmen Leuten ganz zu schweigen 😉

Wer sich nach diesem Artikel denkt: „Was der kann, kann ich schon lange, ich kann das
mindestens genauso schnell!“ der sei gewarnt. Ich hatte schon viel Vorerfahrung und
Grundwissen in der Fliegerei.
Das soll jetzt natürlich nicht bedeuten, dass Du nicht das Zeug zum Flieger hast 😉

Nicht zu vergessen ist auch der erhebliche Zeitaufwand, den man aufwenden muss. Da muss man schon einen verständnisvollen „Lebensabschnittsgefährten“ haben, wenn man jedes Wochenende auf dem Flugplatz ist und „in seinen Nussschalen durch die Gegend schaukel“

Also wen es in den Fingern und im Hintern juckt mal das Steuer selbst in die Hand zu
nehmen dem empfehle ich wärmstens mal beim SCS zu klopfen.
Bis bald.

 

Ostwelle im Schwarzwald 25.02.2018

Conny und ich machten uns am Sonntag um 6:00 auf den Weg nach Rheinstetten. Den Kontakt hatten wir ein paar Tage vorher per Mail und Telefon hergestellt – sehr freundliche und hilfsbereite Kameraden sind das dort!
Um 07:30 Uhr kamen wir dort an und bauten unseren Flieger auf. Auf dem gefrorenen Boden war das kein Problem, nur die Handschuhe waren rutschig – hier war Vorsicht geboten, nicht dass uns ein Teil aus der Hand rutscht.

Gestartet wurde um 9:10 Uhr. Der Schlepppilot wusste was er tut und hat uns direkt in die erste Welle bei Gaggenau geschleppt. Von dort aus ging es weiter nach Forbach, rüber zur Hornisgrinde. Hier hat uns Langen-Info das Wellenfenster freigegeben, wodurch wir bis auf 3800m MSL steigen konnten. Danach ging es über den Brandenkopf bis zum Brend. Von dort aus sind wir in einer Nullschieberwelle bis 10km vor den Titisee geflogen.

Dieser letzte Streckenabschnitt kam uns vor wie Ballonfahren, da uns da oben ca. 60km/h von Osten entgegenwehten und wir, um den Nullschieber nutzen zu können, mit 80-90 km/h nach Süden geflogen sind. Durch das Vorhalten gegen den Wind kamen wir nur sehr langsam von der Stelle. Langweilig wurde uns bei dieser Aussicht natürlich nicht 😉

Den selben Weg ging es dann zurück nach Rheinstetten – einfach die Wendepunkte rückwärts abfliegen und tadaaa: schon ist man am Startflugplatz.
Die Landung dort war sehr turbulent und interessant: man landet direkt über die Halle auf die Hauptbahn.
Am Boden wärmten wir uns erst mal durch wildes Rumgelaufe auf, denn bei -18°C und einem „gut belüfteten“ DuoDiscus helfen selbst zwei Paar Socken, die dicksten Winterschuhe und dicke Schuhüberzieher nicht.
Zwei Minuten nach unserer Landung war auch sofort ein lepO von den Rheinstettener da, um uns zurück zu holen. Freundlicherweise hatte dieser sogar unser Kuller aus dem Hänger geholt!

Abgebaut war schnell, den Weg nach Hause hat uns das Navi gezeigt und so war der Flieger um 17:00Uhr wieder mit ausgebauter Sitzwanne in der Werkstatt und Conny und ich auf dem Heimweg um unsere tiefgefrorenen Zehen in einem warmen Fußbad wieder aufzutauen.

Ein Hinweis für Interessierte:
Wir haben uns einige Berichte von anderen Piloten angesehen.
Besonderen Dank an Chris Hiller, der seine Wendepunkte veröffentlicht hat. Anhand dieser haben wir die Einstiege in die Wellen spielend leicht gefunden. Und JEDER EINZELNE Punkt war mit Steigen verknüpft, einfach perfekt!!

Link 1

Link 2

Vor der JNP, die JNP und nach der JNP

Für die Nichtflieger – JNP heißt Jahresnachprüfung. Am Tag davor kam noch der Feinschliff an den letzten Lackarbeiten – nassschleifen, kontrollieren, noch mal schleifen und am Schluß polieren – schwabbeln eben. Weil Regen vorhergesagt war, wird alles für einen flüssigen Ablauf der Prüfung in der Werkstatteingerichtet. Das erste Flugzeug wird in Einzelteilen so bereit gelegt, dass es nach der Einzelteilprüfung direkt in der Werkstatt aufgebaut werden kann. Dafür muß umgeräumt und aufgeräumt werden. Ähnlich wie zuhause – wenn Gäste kommen, wird noch mal gesaugt und die silbernen Löffel geputzt!

Unsere Werkstatt hat eine ordentliche Größe, aber Flügel sind in Innenräumen ganz schön lang. Also ist es eine Puzzlearbeit für uns . Bei der Prüfung selbst sind wir gespannt – natürlich freut es alle, wenn die Flugzeuge perfekt sind – je weniger Nacharbeit, um so besser.

Und nach der JNP geht’s sofort mit den nächsten Flugzeugen auf die JNP im März weiter. Mikrophon tauschen, Schläuche im Fahrwerksrad wechseln, Elektrik verbessern und Hänger pflegen – wenn im Frühjahr die Thermik brüllt, soll alles funktionieren! Wir haben noch zu tun.

Text und Bilder: woki

 

Der leise Steigflug

In diesem Beitrag geht’s um lautes oder leises Steigen mit dem motorgetriebenen Flugzeug. Der Pilot kann mit Startstellung des Propellers und hoher Drehzahl schnell auf seine Reiseflughöhe steigen – oder leiser mit Reisestellung des Props. Was ist der bessere Steigflug?

Mit den Flugleistungsdaten für Grob 109B habe ich zwei verschiedene Steigflüge vom Meereshöhe auf 1000m bis zur gleichen Position verglichen. Für andere Flugzeuge muß man natürlich neu rechnen.

Die Berechnung zeigt: Der Steigflug mit Reisestellung des Propellers dauert nicht länger, er verbraucht weniger Kraftstoff und er ist leiser! Nicht nur für die Leute am Boden – auch für die Piloten im Flugzeug.

Meine Empfehlung: Auf Reisestellung umschalten, sobald die eigene Sicherheits-Flughöhe es zuläßt. Wie laut ein Flugzeug ist, hat der Pilot zu einem großen Teil selbst in der Hand !

Quelle: Adlerbeitrag 1993 woki