Freitag an frühen Abend war der Plan so: am Samstag fliegen Thomas und ich mit dem Motorsegler nach Samedan. Das war Plan A.
Samstag 8:45 LT telefonische Besprechung: es hat noch viel Nebel und Innsbruck scheint eher möglich. Nicht zu fliegen haben wir nur ganz kurz angesprochen. Von zu hause aus alles absagen bedeutet nur, dass man selbst nicht fliegt und den anderen Piloten über die Webcam dann zusehen kann, wie schön man an dem Tag noch fliegen konnte.
Also war unser neuer Plan B Innsbruck. Plan C gab’s natürlich auch – wir sind ja keine Anfänger: Wenn Innsbruck nicht möglich ist, besichtigen wir den schwarzen Wald!
Auf dem Flugplatz angekommen war’s rundum noch neblig – aber wir brauchen ja auch Zeit zum aufbauen. Drei Grob G109 wurden aufgebaut, zwei wollten nach Innsbruck, einer wollte schulen. Die Piloten eines Motorflugzeugs wollten auch nach Innsbruck.
Der Motor ist sofort angelaufen – nach dem Kaltstartprozedere von Franz. Pünktlich zur Öffnungszeit des Flugplans waren wir in der Luft. Richtung Westen war’s diesig, mit größerer Höhe konnten wir auch die geschlossene Wolkendecke über dem Donautal Richtung Süden sehen. Nico und Max waren mit dem Kirchheimer Mose 20 min voraus und wir wurden gut versorgt mit den Ansagen zur Wolkendecke.
Ich beschreibe mal unsere Überlegungen während dem Flug bei so einer Wetterlage. Die Wolkendecke kann man überfliegen, wenn man so viel Höhe hat, dass man die Hälfte der Strecke bei Motorausfall abgleiten kann, um dann außerhalb der Wolkendecke mit Sicht zu landen. Auf einer Wiese hoffentlich. Die Wolkendecke habe ich auf 1000m geschätzt, die Breite 70km – Info von Max. Untere Gleitzahl ist 28, also ohne Windeinfluss gerechnet verbrauchen wir für 35km Strecke 1250m Höhe, mit Reserve für nicht optimales fliegen und Windeinfluss 1500m. In der Gegend dürfen wir bis Flugfläche 95 fliegen – 2850m. Passt! Vielleicht wären wir auch geflogen – aber in der Werkstatt haben am Freitag zwei befreundete Piloten von ihrem Motorstillstand in diesem Jahr erzählt. Mit geglückter Außenlandung in Frankreich. Und es war deren dritter Motorstillstand – mit unterschiedlichen Motorseglern. Mit diesen Erlebnissen im Kopf haben wir dann bei einem Viertel der Strecke über die Wolkendecke auf Plan C gewechselt. Wir fliegen ja zu unserer seelischen Erbauung – wollen was sehen und genießen. Und Anspannung – wegen der Wolkendecke – ist fürs Genießen nicht förderlich. So ein Wechsel geht leicht von der Hand, wenn man den Alternativplan schon vor dem Flug kennt.
Mit zunehmendem Alter – kann ich vorweisen – hört man ja viele Meinungen zum Thema Flugwetter – und den Entscheidungen fliegen oder nicht fliegen. Und es gibt auch Erzählungen, die so enden: nochmal mach ich das nicht! Martin und ich sind mal in Lydd gelandet. Der Flugplatz war sehr einsam – deshalb sind wir nach einer Verschnaufpause weitergeflogen. Aber vorher haben wir mit einem Engländer in der Kantine geplauscht. Ich habe ihn nach dem Weg zu den Orkneys gefragt. You are crazy! I never fly single-enginge-aircraft over water, over clouds and at night. Wir waren oft in GB und über den Kanal konnten wir bis auf einen Flug so hoch fliegen, dass die halbe Strecke im Gleitflug bis auf’s Land gereicht hätte. Der Engländer gab uns noch eine Merkregel mit: And always remember: blue up – green down.
Die freundliche Fluglotsin in Frankfurt hat uns den Flugplan über Funk gleich nach unserer Planänderung geschlossen. Wir blieben für Verkehrsinformation auf der Frequenz – und haben noch zweimal zugehört, wie die Flugpläne wegen der Wolkendecke geschlossen wurde. Wir haben dann den Schwarzwald genossen und in Winzeln auf der Terrasse Käsekuchen guter Qualität und Kaffee konsumiert.
Auf dem Rückflug zur Hahnweide haben wir’s schön laufen lassen: 195km/h im Horizontalflug! Die Flügel waren natürlich an der Wurzel abgeklebt.
Text und Bilder: woki
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