Dieses Jahr hatten wir wieder geplant, über die Osterfeiertage ins oberitalienische Alzate bei Como zu fahren. Mit dabei sind meist viele Bekannte, die wir immer wieder sehr gerne dort treffen. Aber dieses Jahr wurde es dann anders. Die Wettervorhersage für die Osterfeiertage war hundsmiserabel, jeder Segelflieger kennt das „Genuatief“. Die Prozedur der Terminverschiebung war schwierig, wichtige andere Termine wurden hin- und her verschoben und lagen dann doch ungünstig.
Letztendlich haben wir uns zu dritt, Conny, Thomas und Abi (FGWH) entschieden, über das lange Wochenende des 1.Mai für ein paar Tage nach Ohlstadt (in der Nähe von Garmisch) zu fahren. Ohlstadt ist nicht so weit, sehr gastfreundlich und liegt günstig für Flüge in die Nordalpen. Das Wetter war erst mal gut angesagt.
Am ersten Mai war unser erster Flugtag mit dem Duo S4. Wir flogen zuerst nach Osten, Richtung Kufstein. Als Segelflugzeug ohne Transponder darf man seit diesem Jahr nicht mehr durch den Innsbrucker Luftraum fliegen. Also aufpassen und drum herum fliegen, aber mit Abi als Copilot hatte ich geballte Alpenkompetenz an Bord. Die Thermik war stark, zuverlässig und ging schon ziemlich hoch. Die Inntalquerung bei Kufstein war spielend einfach, wir kamen am wilden Kaiser über Hang an. Er hatte dann auch an seinem Ostende einen satten 5m-Bart für uns.

Weiter ging’s über St. Johann, vorbei an den Loferer Steinbergen zum Leoganger. Dass das Schießgebiet Hochfilzen heute nicht aktiv war, hatten wir von den Königsdorfern erfahren. Danach führte unser Flugweg am Steinernen Meer mit dem Hochkönig entlang, man konnte ganz viel einfach geradeaus fliegen und schauen und staunen! Bei der Überquerung des Salzachtals (Bischofshofen) waren wir etwas zu hoch für den „Finger“ der Anflugsektoren von Salzburg, daher gab’s einen kleinen Schlenker nach Süden. Ich wollte gern danach an den Dachstein, den ich vom Trainingslager der NM in Zell am See kannte. Auch der lieferte perfekte Bedingungen und überwältigende Ansichten.

Danach marschierte der Duo weiter bis zum Grimming, kurz vor Niederöblarn querten wir das Ennstal und begannen den Rückweg auf der südlichen Talseite. Die beiden höchsten Klötze der Gegend sind natürlich der Großglockner und der Großvenediger, die wir nördlich passierten.


Nach Zell am See muss man dann entscheiden, ob man südlich an Innsbruck vorbeifliegen kann, oder lieber nach dem Gerlospass Richtung Achensee und wieder auf die Nordkette bzw. das Karwendelgebirge wechselt. Die Schwierigkeit an der Brenner-Überquerung auf der südlichen Route ist nicht der Pass selbst, sondern der thermische Anschluss ans Ötztal dahinter. Wir probierten es und es war tatsächlich kurz spannend, dahinter dann wieder ideale Bedingungen Richtung Engadin. Das Skigebiet Serfaus-Fiss-Ladis, wo ich im Januar ein paar Tage war, ist schon überwiegend frei von Schnee.

Wir wären ja gerne noch weiter nach Südwesten geflogen, das Engadin geht immer besonders gut. Leider hat uns am Reschensee die Bordstromversorgung im Stich gelassen: alles aus, Ruhe im Cockpit. Ok, jetzt müssen wir heimwärts an Innsbruck westlich vorbei, Kurbeln mit der Stauscheibe, Luftraum nach Karte, kein Funk. Auf dem Heimweg nach Ohlstadt kommt man fast immer direkt an der Zugspitze vorbei.


Wir kamen sicher nach Ohlstadt und waren trotz Logger-Landung in 3950m abends total beeindruckt und glücklich über den schönen Flug.
Am nächsten Tag fast das gleiche Wetter noch einmal. Also auch fast die gleiche Runde nochmal. Die Sicht war anfangs ein bisschen schlechter, sonst lief es genauso gut bis Niederöblarn.




Im Funk hörten wir einige, die sich auf der Alpensüdseite vergnügten. Das macht natürlich Appetit und ich wollte auch dorthin. Die Basis war so hoch, dass wir leicht südlich auf dem Hauptkamm entlang fliegen konnten, mit der Möglichkeit, nach N oder S herauszufliegen. Wir fühlten uns wie die Könige der Welt.

Bei Mauterndorf dachte ich an unseren Fluglehrer Wolfgang Schillinger, der mir viel beigebracht hat und oft dort im Urlaub war. Den Großglockner von Süden zu sehen, war ein besonders erhebender Anblick, man konnte ziemlich nah rankommen.

Danach sagte Abi, wir halten uns jetzt doch wieder ein bisschen mehr nördlich, da vom Brenner eine feuchte Suppe nach Norden zieht, die niedrigere Basis und schlechte Thermik zu bringen scheint. Trotzdem gelang die Querung des Brennerpasses heute weiter südlich als gestern, so dass wir meinen Kameraden vom Skiclub (Saisonabschluss im Stubaital) einen Besuch abstatten konnten.

Dann wieder Ötztal und Pitztal, dazwischen die 3770m hohe Wildspitze, die man selten von oben sehen kann.

Direkt nach dem Kaunertal, wo die Österreicher ohne Rücksicht auf die unberührte Natur ein monströses Pumpspeicherkraftwerk bauen wollen, kommt wieder der Reschensee. Leider waren die Bordakkus auch heute wieder schwach und wir haben uns entschieden, den Rückweg anzutreten.
Dieses Mal hat der Logger bis zum Ende geschrieben. Beim Abendessen freuten wir uns immer noch über den tollen 6,5-Stundenflug mit über 600 km. (link auf we-glide)
Jetzt hatte sich das Wetter allerdings genug verausgabt. Man könnte vielleicht am Nachmittag ein bisschen lokal fliegen, aber wir sind lieber wandern gegangen. Der Kofel bei Oberammergau ist ein kleiner Berg, der von oben kaum auffällt. Trotzdem ist das obere Stück eine nette Kletterpartie neben beeindruckend steilen Felswänden.



Am Sonntag war’s dann eindeutig, Wolken, Schauer und keine Aussicht auf fliegbares Wetter für die erste Wochenhälfte. Da sind wir dann wieder heimgefahren.
Fazit: Zwei gigantische Flugtage, zwei Bodentage mit Wanderung und Spaziergang, die folgenden Tage bei Regen im Wohnmobil haben wir uns gespart. Toller Ausflug, macht Lust auf mehr.
Fotos: Conny Schaich, Albert Kiessling
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