Franz hatte schon lange einen Plan: Hilmar und Ulla am Attersee zu besuchen. Spontan fragte er mich bei einem Schraubernachmittag auf der Hahnweide – ist 6:30 am Flugplatz ok? Meine Frage war noch – sollen wir die Tage vorher schon tanken? Nein, das geht ja schnell meint er. Wir sind ein eingespieltes Team. 7:10 waren wir genau nach Flugplan in der Luft! Franz hat die Planung mit FL95 gemacht. Der Wind hat uns mit Kraft geschoben – direkt von hinten, bei 115 km/h IAS hatten wir 180 km/h über Grund. Das langsame Fliegen hat einen Vorteil: es spart Sprit für den längeren Rückflug – der Wind legte sich an diesem Sturmtag erst, als wir schon wieder im Bett lagen. Außerdem kannte Hilmar unsere geplante Ankunftszeit. Franz hatte ja einen Flugplan aufgegeben und Hilmar konnte immer über Flightradar24 unsere Position sehen.

Der Flug am frühen Morgen war wunderschön und die Sicht großartig. Das Licht zeichnete malerisch lange Schatten, beim Rückflug wird es wieder so sein. Vorbei an Ammersee, Starnberger See und Chiemsee näherten wir uns Salzburg für ein midfieldcrossing in 3000ft. Kein Problem, der freundliche Fluglotse hat unsere Wünsche erfüllt und wir haben Dank unserem Navi seine Pflichtmeldepunkte ganz leicht gefunden. Östlich Salzburg wird die Szenerie noch traumhafter. Die Seen des Salzkammerguts begrüßen uns wie glitzernde Edelsteine, sie fließen förmlich aus dem Gebirgsstock des Karwendel heraus. Fuschlsee, Mondsee, weiter entfernt rechter Hand der Wolfgangsee, dann Attersee und Traunsee. Teilweise liegen sie mit ihrer südlichen Hälfte zwischen steilen Felswänden, manche kleinere Seen sind auch komplett umarmt vom Fels. Die Berge wachsen ohne Vorgeplänkel aus der Ebene heraus und stehen ganz mächtig da!

Bei der Landung auf dem gepflegten Verkehrslandeplatz Gmunden war der Wind direkt auf unserer Nase, passte also gut. Den ersten Parkplatz haben wir wieder verlassen – der Boden war zu steinig für unsere Erdanker. Aber Franz hat eine schöne Alternative hinter den Hallen gefunden und der Flugleiter war einverstanden.

Es folgt die Sightseeingtour im Tesla über den Höhenrücken vom Traunsee zum Attersee. Das Ufer des Sees ist schmal und begehrt – wie alle Ufer – und deshalb kreativ bebaut. Ältere Villen haben links und rechts vom Haus noch Platz, die neuen Häuser rücken so dicht zusammen wie die Vorschriften erlauben. Da das Ufer steil ist, haben die Menschen in den weiter hinten liegenden Hausreihen auch einen freien Blick zum See – es ist wie im Amphitheater! Wir rollen elektrisch vorbei an Hilmar’s Jugenderinnerungen und wir stoppen beim Fischer. Ulla hat eine Lachsforelle bestellt, die war noch warm vom räuchern. Der Attersee ist das 2. zuhause von Hilmar und Ulla, es war eine große Freude des Wiedersehens bei uns allen. Den vorzüglichen Fisch gab’s mit Kren auf dem Balkon – dazu Sicht auf See, Schiffe und den Brennerin. Das ist der nächste Berg. Was will man mehr?

Sollen wir Segeln? Aaah – es sind starke Böen vorhergesagt. Der Wind steht quer zum See und wird durch das im Weg liegende Gebirge turbulent sein. Bei dieser Windrichtung ist Respekt geboten. Es hat noch andere Boote auf dem See – viele allerdings nicht. Aber gehen wir zum Boot und wollen es wagen. Hilmar hat das Boot vorsorglich schon von der Boje an den Steg gelegt – damit wir bequem einsteigen können – ein Superservice.

Wir legen mit elektrischem Innenborder ab und setzen Segel – dem Wetterbericht geschuldet lässt Hilmar das erste Reff drin. Es ist eine Kajütyacht mit Rennbesegelung – hat also alle Trimmmöglichkeiten für die Segel. Das Einlernen eines erfahrenen Windsurfers (Franz) auf das Boot dauert ja seine Zeit. So war’s gut, dass uns nicht gleich die harten Böen erwischt hatten. In welcher Drehrichtung legt man die Schot um die Winsch? Aha – die Winsch hat zwei Gänge – links rum kurbeln langsam – rechts rum schnell – ein geniales Teil. Dann muß der Vorschoter noch die Holepunkte für die Genuaschoten bedienen – Hilmar hat Franz ganz schön auf Trab gehalten.

Gechillt wurde auf einem anderen Boot. Direkt neben unserem Steg hatten junge Leute eine Schwimminsel an das Motorrennboot gebunden und sind damit elektrisch zum Baden auf den See geschlichen – mit Benzinmotor darf man erst wieder im Herbst fahren. Der See war herrlich, die Temperaturen perfekt zum Wohlfühlen und der Wind launisch. Ständig wechselte er die Richtung und die Stärke – jedes mal dicht holen oder fieren und natürlich den Holepunkt korrigieren! Aber so ist das auf einem Rennboot. Ich durfte fotografieren.

Unser Tag war ja exakt durch getaktet, deshalb gab’s feste Zeiten für die Rückkehr zum Steg und zum Flugplatz. Dazwischen muß Kaffee und Kuchen passen. Franz ist noch ins glasklare Wasser gesprungen, ich bin Hilmar beim Aufräumen zur Hand gegangen.

In Gmunden angekommen sind wir 1 Minute vor dem Flugplan (wieder über AIS im Internet aufgeben) in der Luft gewesen und bei dem heftigen Gegenwind gestiegen wie ein Ballon! Jetzt musste sich unser Mose gegen den starken Wind durchsetzen. Die Route war gleich wie beim Hinflug – der Wind eher noch einen Tick stärker – wir hatten Wind in Spitzen bis 80km/h, gemittelt 60km/h. Unser Flugweg führte diesmal nördlich der Salzburger Piste durch die Kontrollzone und sollten ein-zwei Minuten wegen Verkehrs warten. Aber der Lotse hat sicher übersehen, dass wir wegen dem Wind gaanz laangsam sind. Egal, auf der Hahnweide angekommen hatten wir noch 25 Minuten bis zum Sonnenuntergang. Wie beim Hinflug war wenig los im Funk, wenig Verkehr und wieder grandiose Flugsicht. Das schwächelnde Headset war von Ilhan repariert worden und funktioniert wieder perfekt.

Bei starkem Wind ist klar: man fliegt tief, weil der Wind dann schwächer ist. So tief, dass man einen Vorteil hätte, konnte man aber gar nicht fliegen. Franz ist dann 1000ft höher gestiegen – und oh Wunder – die Luft war ruhig und der Wind auch nicht stärker! So konnten wir die Taktik zu Routen und Höhenplanung bei starkem Gegenwind theoretisch und praktisch behandeln.

Frage 1: Bringt es was, einen Umweg über ein Gebiet mit weniger Wind zu wählen? An diesem Tag wäre das gut möglich gewesen. Das Starkwindfeld endete am Rand der Alpen. Ich hab’s hinterher mit FL95 gerechnet – der Umwegflug hätte länger gedauert. Der vorhergesagte Gegenwind war eben nicht null sondern auch noch 20km/h und wegen dem Gelände hätten wir mehr steigen müssen.

Frage 2: Bringt es was, schneller zu fliegen? Man wäre dann ja früher am Ziel. Die Flugzeit wäre natürlich kürzer, aber wir würden mehr Sprit verbrauchen. Die Formeln dazu zeigen: erhöhte Geschwindigkeit reduziert die Flugzeit linear, der Spritverbrauch steigt in erster Näherung mit der dritten Potenz – zumindest in dem Bereich 140 – 190 km/h. Für eine festgelegte Strecke steigt der Spritverbrauch dann quadratisch: Wenn ich 10% schneller fliege brauche ich 21% mehr Sprit.

Mit unserem alten Mose D-KATB, eine SF25B mit Stamo 45PS wären wir an diesem Tag nicht zurück gekommen. 100 km/h TAS und 60km/h Wind = 9h Flug plus 2 mal tanken. Aber Ulla und Hilmar hatten sich schon ausgedacht, wie sie uns im Fall des Falls gebettet hätten. Uns ging’s da richtig gut an dem See! Herzlichen Dank an die beiden für diesen tollen Tag!

Auf der HW ist der Flugbetrieb mittags wegen Starkwind beendet worden, Franz hat für die Modellflieger gefunkt und wir sind bei eingeschlafenem Wind auf der 31 butterweich gelandet. Im Norden hat ein Modeller seine Kapriolen gedreht. Wir haben noch bei Dämmerlicht aufgeräumt und hatten einen perfekten Tag!

Text: Franz, woki

Bilder: woki, Bernhard F.

Hier noch ein Link zu der tollen Webcam auf dem Schafberg:

https://schafberg.panomax.com/#

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