am 25. Juli ist Thomas und mir ein traumhaft schöner Flug bis weit in den Schweizer Jura gelungen. Nachdem ich genau eine Woche zuvor einen ähnlichen Flug verwirklichen konnte und sich für das Wochenende wieder eine gute Wetterlage abzeichnete, beschlossen Thomas und ich es nochmal zu probieren, dieses Mal im Teamflug mit unserer ASW28-18E und dem Ventus 2cxT. Die Schlange am F-Schlepp war lang und so kamen wir erst kurz nach zwölf in die Luft. Dafür ging es dann gleich zügig voran, zunächst an der Albkante bis zum Plettenberg, von wo aus wir in den Schwarzwald flogen. Auch im Schwarzwald lief es wie geschmiert, die Wolken zogen zuverlässig und bis deutlich über 2000 Meter. Das Team funktionierte bestens, wir flogen stets eng zusammen und waren fast immer auf gleicher Höhe. Die Leistungsunterschiede der beiden Flugzeuge scheinen zumindest im niedrigeren Geschwindigkeitsbereich minimal zu sein. Vorbei ging es am Titisee und Schluchsee, St. Blasien rüber zum Flugplatz Hütten Hotzenwald. Dort habe ich jahrelang an Wettbewerben teilgenommen und kenn mich gut aus. Es ist landschaftlich einfach traumhaft dort. Nun mussten wir bei Bad Säckingen den Rhein überqueren und es ging über den Flugplatz Fricktal-Schupfart, wo wir zu unserer Freude nochmal Höhe tanken konnten. Damit wurde der Weiterflug zum Jura, den wir querab Olten erreichten zum Kinderspiel. Oft ist dieser Bereich nämlich von thermisch toter Luft geprägt und obwohl man im Basler Luftraum dort bis 2000m steigen darf, erreicht man im reinen Gleitflug den Jura ansonsten nur knapp über Hangkante. Dort angekommen fragte mich Thomas im Funk. „Wie heißt eigentlich der Höhenzug da rechts von uns?“. „Das ist der Schweizer Jura“, war meine Antwort, darauf war Stille im Funk und ich musste etwas grinsen. Ein Blick auf die Uhr: zwanzig nach zwei, Klasse wir sind gut in der Zeit, kein Problem also für einen Weiterflug nach Südwesten. Der Spaß konnte beginnen, die Rennstrecke war erreicht, die Wolkenoptik phantastisch. eine Luftraumbeschränkung zwang uns über etwa 20 km unter 1700m zu fliegen, aber es ging so gut, dass wir kaum kreisen mussten. Die Sicht war bestens, Gleitschirmflieger markierten zuverlässig die Aufwinde vor uns, wenn gleich es nicht ganz so viele waren, wie eine Woche zuvor, und das Flarm- Gleitschirmflieger fliegen zunehmend mit Flarm- ununterbrochen warnte, was sehr anstrengend war. Zur Linken sah man weit ins Berner Oberland und wir genossen auch den Blick auf den Bieler See und später den Neuenburgersee. Voraus liefen schnurgerade die Höhenrücken des Jura mit saftigen Wiesen, Wäldern und Kreidefelsen. Es ist ein landschaftlicher Hochgenuss und wir genossen es in vollen Zügen im Bewusstsein, gerade etwas Besonderes zu erleben. Am Sendeturm des Chasseral war die Wolkenoptik vorraus noch bis zum Horizont gleichbleibend gut. Wir beschlossen aber nicht mehr allzu lang weiter zu fliegen und so drehten wir um 15:30 Uhr am Ende des Neuenburgersees querab von Lausanne immerhin 300 km von der Hahnweide entfernt wieder um. Wer weiß, ob der Rückweg wieder so genial läuft und wir die gute Schnittgeschwindigkeit halten können. Der Rückweg lief aber fast noch besser, durchweg gute Bärte bis zu der Stelle wo wir wieder unter 1700m bleiben mussten. Davor konnten wir ordentlich Höhe „wegdrücken“, und es ist schon eine mordsgaudi, die ersten Bärte mit nahezu Höchstgeschwindigkeit anzufliegen. Den Rhein querten wir wieder bei der gleichen Stelle und fanden im Hotzenwald problemlos den Anschluss an den Schwarzwald. Wir wählten dieses Mal auf Grund der Wolkenoptik eine etwas nordwestliche Route. Direkt bei Rottweil stand eine perfekte lange Wolkenwurst vorgelagert vor der Alb mit genauer Ausrichtung gen Heimat. Nachdem wir dort den ersten Bart zentriert hatten war klar: Dies ist die Rückfahrkarte, der Heimflug war gesichert, die Endanflughöhe erreicht. Was nun begann hat auch Seltenheitswert. Wir schienen, wie sich später rausstellte zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Denn die gesichtete Wolkenwurst stellte sich als Konvergenzlinie raus die weit nach Osten führte und sich erst am frühen Abend gebildet hatte.  Am Farrenberg flogen wir auf die Alb und konnten mühelos im Geradeausflug die Höhe halten, knapp unter der Basis von 2300m. Beim Erreichen der Hahnweide war es erst 18 Uhr, wir waren immer noch 2000m hoch und die Konvergenzlinie schien kein Ende zu nehmen. Also flogen wir weiter nach Osten, bis nach Nördlingen fast ohne einen Kreis zu machen und immer knapp unter der Basis. Schließlich drehten wir bei Nördlingen um und flogen mühelos der Linie folgend nach Hause. Was für ein Abschluß nach so einem Tag! Diesen Flug werden wir beide so schnell nicht vergessen.  740 km mit einem Schnitt von 103 km/h sind wir geflogen. An diesem Tag sind 14 Flüge über 1000km gemacht worden. Die Damen haben bei Ihrem Trainingslager von Aalen aus einige Rekorde geflogen. Auch das zeigt, was für ein außergewöhnlicher Tag es war.

Rennstrecke im Jura
Chasseral
Neuenburgersee
Ende des Neuenburgersees im Hintergrund der Genfer See
kurz vor der Wende, Thermik bis zum Horizont
gewendet im Jura, S2 im Bild
wir queren den Rhein
Wiedereinstieg in den Schwarzwald, Eggberg-Speicherbecken, bei Bad Säckingen
gute Steigwerte im Schwarzwald
Fliegen in der Konvergenz querab Hahnweide

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