eigentlich wollten Thomas und ich schon ein Wochende zuvor nach Samedan fliegen, aus Spaß an der Freude aber auch um seinen Geschäftsfreund Edoardo zu treffen. Doch leider regnete es den ganzen Tag. Und so verschoben wir unser Vorhaben auf

Samstag, den 07.11.2020. Hochdruckwetter war angesagt, die Alpen sollten komplett sonnig sein, nur – und das ist der Nachteil an Hochdruckwetterlagen im Winter- das Gebiet um die Donau und am Bodensee sollte nebelig werden. Thomas hatte den Flug gewissenhaft vorbereitet. Weil Samedan ein sehr hochgelegener Flugplatz ist, muss man, um dort landen zu dürfen, sich ausführlich mit den Gegebenheiten des Platzes vertraut machen. Am problematischsten ist die Dichtehöhe, die besonders im Sommer bei hohen Temperaturen so machen Flieger an seine Leistungsgrenze bringen kann, vor allem bei hoher Beladung. Also liest man sich im Internet die Zusammenhänge durch und macht anschließend online einen recht umfangreichen Test, den es zu bestehen gilt. Dann bekommt man ein Zertifikat und erhält für 2 Jahre Landeerlaubnis. Den Test haben wir größtenteils gemeinsam am Telefon gemacht, ich war gerade im Auto unterwegs und Thomas meinte ich könnte meine Mehrfachbelastbarkeit unter Beweis stellen. Für die eigentliche Flugvorbereitung benutzt Thomas die SkyDemon Software. Damit ist das Planen von Motorflugstrecken und später das Navigieren an Bord sehr einfach. Selbst der für die Schweiz erforderliche Flugplan wird vollautomatisch erstellt, sehr praktisch.

Wir trafen uns also um 08:00 Uhr auf der Hahnweide, die um diese Zeit noch menschenleer war und bauten auf. Auch für die Hahnweide war Nebel vorhergesagt aber glücklicherweise blieb dieser westlich vom Platz und war auch nur sehr dünn. So konnten wir wie geplant um kurz vor 9 starten. Bei „Langen Information“ eröffneten wir unseren Flugplan und blieben gleich auf der Welle, aber außer uns schien so früh noch keiner unterwegs zu sein. Als wir die Alb erreichten sahen wir das vorhergesagte Nebelgebiet. Also hieß es ordentlich Höhe tanken, um im Falle eines Motorausfalls entweder sicher zurückgleiten oder ab dem Entscheidungspunkt geradeaus weiter fliegen zu können. Das Gebiet östlich vom Bodensee war nebelfrei und so war ein Überfliegen des Nebelgebiets problemlos möglich. Wir flogen zunächst die selbe Route wie 2 Wochen zuvor Thomas mit Woki zur Schesaplana. Die Sicht war grandios nach allen Seiten. Die Alpen empfingen uns mit glasklarer Luft und frisch beschneiten Hängen. Südlich der Schesaplana waren wir beide noch nie mit dem Flieger unterwegs, es war für uns beide Neuland. wir passsierten Klosters und Davos zu unserer linken und zu unser Verwunderung herrschte dort bereits reger Skibetrieb. Jetzt mussten wir den Abula-Pass finden und ansteuern, denn dies ist einer der Anflugpunkte für Samedan aus Norden kommend. Mit Hilfe des GPS und mit reichlich terrestrischer Navigation ist uns dies ganz gut gelungen. Wir konnten problemlos mit Samedan Turm Funkkontakt aufnehmen, obwohl zwischen uns und dem Flugplatz noch einige hohe Berge lagen. Offensichtlich gibt es eine Relaystation. Die Anflugroute ist recht simpel: man folgt vom Abulapass (2300 m NN) dem Tal bis man die Ortschaft La Punt im Inntal erreicht. Dort befindet man sich entweder schon im Endteil der Landebahn 21 oder im langen Gegenanflug für die 03. Da der Platz 1700m hoch ist muss man bis zur Platzrunde gar nicht so viel Höhe abbauen, eigentlich ganz praktisch. Für uns war die 03 vorgesehen, wir bekamen im Anflug schon einen Vorgeschmack auf den Abflug mit grandioser Aussicht auf die Berninagruppe und die beiden Seen. Pünktlich nach 1Std und 35 Min Flugzeit, genau wie berechnet setzen wir auf, unglaublich wie schnell das ging. Nach der Landung gings hinter dem Followme zum Parkplatz auf dem Vorfeld, wir waren das erste ausländische Flugzeug an diesem Tag. Wenn man nach so einem Flug die Hauben öffnet, empfängt einen jedes Mal das faszinierende Gefühl irgendwo gänzlich woanders zu sein, komplett andere Landschaft, anderes Klima, anderes Land, und das nach so kurzer Flugzeit. Für solche Unternehmungen ist unser Motorsegler einfach unschlagbar. Tja und Edoardo? Konnte nicht kommen, wegen Corona-Lockdown durfte er Mailand nicht mehr verlassen, keine Chance. Dafür gab es ein paar Restaurant Tipps per WhatsApp. Nach einer halben Std zu Fuß saßen wir schließlich auf der Sonnenterrasse des Cafe Laager und genossen die Aussicht und regionale Pastagerichte. Zurück auf dem Flugplatz mussten wir doch etwas schlucken ob der hohen Landegebühr, wenigstens kann man sie sich ja teilen. Mittlerweile standen auch ein paar Privatjets um unsere TB herum, eine junge Dame im Pelzmäntelchen und Schoßhündchen an der Leine lief gerade quer übers Vorfeld, ja klar wir sind ja auch bei St. Moritz! Nun freuten wir uns aber sehr auf den Rückflug mit der weiter westlichen Route.

Der Start war problemlos, dieses Mal von der 21 bei leichtem Maloja Wind, aber die Höhe merkten wir schon, bei hohen Temperaturen im Sommer hätten wir sicherlich in der Platzrunde erst Höhe gewinnen müssen, so aber ging es recht gut im Geradeausflug. Zunächst flogen wir an St. Moritz vorbei, dann über die 3 Seen hinweg, der größte davon der Silvaplanasee. Das Panorama hat uns so sehr begeistert, dass wir mehrere Kreise flogen, bevor wir das Tal Richtung Julier Pass verließen. Dieses Gebiet kannten wir entweder nur von unten durch unsere zahlreichen Fahrten ins Frühjahrsfluglager nach Sondrio oder von hoch oben aus 4000 Meter bei unseren Wellenflügen von Sondrio aus. Die Perspektive von ein paar hundert Metern über Grund hat, wie wir feststellten, seinen ganz besonderen Reiz. Die 4000er im Süden mit ihren frisch beschneiten reinweißen Gletschern, darunter die tiefblauen Seen im Tal, der weite Blick nach Westen über den Maloja hinweg und nach Norden die uns so vertraute Passstraße zum Julier. Auch das Gebiet um den Julier mussten wir bei Bivio durch ein paar Kreise nochmal genauer betrachten, einfach zu schön dort. Von dort aus flogen wir am Lenzerhorn, dann etwas westlich des Weisshorn und Hochwang vorbei und weiter am Osthang des Rheintals über Feldkirch nach Friedrichshafen. Dort hatte sich der Nebel zwar etwas zurückgezogen aber wir blieben wieder hoch genug für ein sicheres Überfliegen des Nebelgebietes bis wir einen langgestreckten Sinkflug bei herrlicher spätnachmittaglicher Dunststimmung an der Albkante zurück zur Hahnweide einleiten konnten.

Nach der Landung waren wir einfach überglücklich, wieder einmal war es ein ganz besonderer Tag für uns. Als ich 1 Std später zu Hause beim Kaffee saß, konnte ich es einfach nicht glauben, dass ich nur ein paar Std zuvor noch mitten im Egadin war. Thomas und ich waren uns einig: Samedan ist defintiv ein ganz besonderes Ausflugsziel, zur Nachahmung sehr zu empfehlen!

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