Was für ein Tag! Am Freitag den 25. März 2022 konnte ich eine gute Wetterlage nutzen, um wieder einmal in die Alpen zu fliegen. Bereits letztes Jahr habe ich 2 Mal versucht, im Engadin die Bernina Gruppe zu erreichen, habe aber beides Mal vorher umgedreht. Jetzt, beim dritten Versuch, hat es endlich geklappt. Im März hatten wir über fast 2 Wochen eine stabile Hochdruckwetterlage, die eigentlich eher zum Motorsegler fliegen taugte als für Streckenflüge mit dem Segelflugzeug. Dann bahnte sich aber für den Freitag eine vorübergehende Labilisierung der Luftmasse an und die Wettervorhersage kündigte Thermik ab 11:30 Uhr bis ca 17:00 Uhr mit hohen Basis Höhen an, auch auf der schwäbischen Alb, aber vor allem im Gebirge. Morgens beim Aufbauen sah es aber gar nicht nach Thermik aus, der Himmel war dunstig, wahrscheinlich immer noch durch Sahara-Staub getrübt und es regte sich kein Lüftchen. Meine Motivation in die Alpen zu fliegen, erlitt einen tüchtigen Dämpfer, aber ich dachte mir, für einen kurzen Flug sollte es schon irgendwie gehen. So trödelete ich beim Aufbauen ziemlich und startete schließlich erst um 11:45 Uhr immer noch in der Annahme, dass es in der stabilen Luft nur zum Abgleiten reichen würde. Um nicht gleich wieder landen zu müssen, motorte ich auf gute 1900 Meter rauf Richtung Münsingen. Doch dann sah ich Richtung Flugplatz Münsingen leichte Flusen am Himmel weit über mir und mit meiner komfortablen Höhe gut zu erreichen. Der Flusen entwickelte sich zu einem Mini Cumulanten und dann dahinter noch einer und noch einer. Und tatsächlich, es gab Thermik, und zwar wie, gleich bis zu 2m/s. Kurz darauf befand ich mich in sagenhaften 2500m. Und so bekam ich wieder Vertrauen in die Wettervorhersage und flog in vollkommen ruhiger Luft nach Süden ab. Erstes Etappenziel sollte Leutkirch sein. Es folgte ein langer Gleitflug und endlich erschienen in der Ferne die ersten Berge des Allgäu und…mit Cumuluswolken! Die waren aber kurz vor Leutkirch noch unerreichbar, all zu hoch war ich auch nicht mehr, nur noch 1200 Meter, dringend brauchte ich wieder einen Aufwind. Endlich, etwas nördlich von Bad Wurzach, über einem Moorgebiet zuckte der Ventus wieder und ich konnte einen schwachen Aufwind im Blauen zentrieren. Von da an konnte ich mich an Leutkirch vorbei Stück für Stück Richtung Isny hangeln, wo dann der erste gut aussehende Cumulant stand. Und von da an lief es wie am Schnürchen, immer besser wurden die Aufwinde und immer höher ging es hinauf. An Damüls vorbei über das Montafon nach Klosters und Davos. Die Optik nach Süden Richtung Engadin versprach weiterhin gute Aufwinde und ich beschloss bis 15 Uhr weiter nach Süden zu fliegen und um genau 15 Uhr umzudrehen, egal ob ich die Bernina erreichen würde oder nicht. Die Aussicht war einzigartig. Immer klarer wurde die Luft, die Berglandschaft war noch tief verschneit bis in die Täler. Nur einige Südhänge waren frei von Schnee und genau da standen auch die Aufwinde. Um 14:45 Uhr erreichte ich den Flugplatz Samedan, informierte den Tower über meinen Überflug in Flugfläche 120! Nun war klar, die Bernina ist zu schaffen, zumal die Wolken bis zum Comer See reichten. Ein Gleitschirmflieger zeigte mir nochmal einen kurzen Lift kurz vor dem Ziel und dann flog ich auch schon um Punkt 15 Uhr am Gipfel vorbei. Was für ein majestätischer Anblick, was für ein Hochgefühl. Jetzt ging´s also wieder zurück. Im Funk, ich hatte immer noch Samedan gerastet, hörte ich plötzlich eine bekannte Stimme und ein bekanntes Kennzeichen. Und tatsächlich, es war Sepp Holzapfel mit seinem Arcus. Kurz darauf hatten wir bei Pontresina Sichtkontakt und tauschten uns kurz über Sondrio aus, wo wir uns kennengelernt und viele gemeinsame Flüge erlebt haben. Er wollte mich noch überreden mit ihm zum Comer See weiter zu fliegen, aber mir wurde das zeitlich zu knapp, was sich auch als richtig herrausstellen sollte. Der Rückflug erfolgte mehr oder weniger auf der selben Route, aber eben aus anderer Perspektive und nicht minder schön. Zügig ging es voran mit leicht absinkender Basis. Schließlich hatte ich richtig Glück, etwas nördlich von Damüls konnte ich unter einer der letzten Wolken nochmal auf sagenhafte 3600 m steigen. Und diese Höhe ermöglichte mir letztendlich auch den Rückflug im Segelflug. Lange lange musste ich gleiten, Der Endanflugrechner zeigte sogar eine ganze Weile Endanflughöhe auf die Hahnweide an. Dann machte mir aber zunehmender Gegenwind einen Strich durch die Rechnung. Einen Aufwind brauchte ich noch. Beim Rausgleiten aus den Alpen waren weit weit weg, wahrscheinlich auf der Alb, die nächsten Cumuli zu sehen. Es war schwer abzuschätzen, ob diese im Gleitwinkelbereich waren. Ich glitt am Federsee vorbei, die Wolken kamen näher, aber ich auch immer tiefer. So wurde es doch noch mal spannend. Am Bussen lupfte mich ein kleiner „Überbrückungsaufwind“ die entscheidenden 150 m höher und so bekam ich direkt über Zwiefalten wieder Anschluss an die Wolken, kurz vor 17 Uhr und vorhergesagtem Thermikende. Es folgte ein schneller Endanflug im „Wettbewerbsmodus“ und ich landete überglücklich in immer noch dunstiger Abendstimmung wohlbehalten wieder auf der Hahnweide. Wunderschön war es wieder einmal. Und der Ventus ist einfach ein genialer Flieger. Wer den Flug genauer anschauen möchte kann es hier tun: https://www.weglide.org/flight/129281

Categories:

Tags:

Comments are closed