Nach zwei Jahren Coronapause konnten wir dieses Jahr endlich wieder über Ostern in die schöne Lombardei fahren und eine Woche in der herrlichen Landschaft der großen oberitalienischen Seen zubringen. Der Flugplatz Alzate Brianza hat uns wie immer herzlich willkommen geheißen.

Wir, das waren mein Mann Thomas, sein Bruder Wolfgang und ich, zusammen mit einem bunt gemischten Haufen schwäbischer Segelflieger von der Hahnweide, Grabenstetten, dem Farrenberg und Malmsheim. Das erste Mal mit dabei war Micha, den einige von den SCS-Fluglagern in St. Crepin kennen.

Die Hinreise am Gründonnerstag war von zahlreichen Staus geprägt, aber gleich am Freitag konnten wir zum ersten Flug starten. Allerdings war an diesem Tag das Wetter schön sonnig, aber thermisch nicht sehr aktiv. Nach 4 Stunden haben wir den Akklimatisierungsflug abgeschlossen. Besser war die Prognose für den Samstag und Micha war inzwischen auch angekommen. Allerdings herrschte am Boden ungewöhnlich großer Andrang von Gästen und Einheimischen.

Startaufstellung, dahinter der Haushang Bolettone
Mont San Primo

Aber alsbald waren wir alle in der Luft. Ich wollte Micha an seinem ersten Tag den Einstieg in die Berge, vom Bolettone über den Primo zur Grigna zeigen und wie man von dort aus ins Addatal springt, wo er schon früher mit den SCS-Leuten von Sondrio aus geflogen ist.

Grigna hinter Mandelbäumen
Grigna Südgipfel

Nach einem etwas zähen Anfang kamen wir an der Grigna bis deutlich über Gipfelhöhe des eindrucksvollen Berges. Man konnte den Pass ins Addatal schon von hier aus sehen und es war (anders als sonst) ein Kinderspiel dorthin zu gelangen.

Ins Addatal heute ohne Pass

Die Südseite des Tals lief eindrucksvoll gut und so waren wir bald am Tonale Pass. Dies ist immer der Punkt, wo man entscheiden muss, weiter oder zurück zu fliegen. Heute hieß die Devise „weiter“, die Kameraden, die schon etwas früher gestartet waren, berichteten von ihren Dolomiten-Plänen. Micha und ich hatten uns Meran als Ziel vorgenommen. Die Thermik war gut, aber die Wolken wurden größer.

Auf dem Weg nach Meran

Ohne Motor traute ich mich dann nicht mehr weiter, im Nachhinein wäre es problemlos gegangen. Wieder am Tonale Pass hörten wir von Thomas und Wolfgang, dass sie mit dem Arcus im Addatal in der Welle seien.

Arcus in der Welle, Blick nach Chiavenna

Unser Plan war eigentlich, uns noch etwas nach Westen vorzutasten. Der starke Wind und die zugehörigen Abwinde haben mir dann etwas den Schneid abgekauft. Nach 6 h bin ich glücklich wieder in Alzate angekommen.

Auf dem Heimweg

Am Ostersonntag und -montag haben die Italiener familiäre Verpflichtungen, so dass wir Urlauber wieder Platz auf dem Flugplatz hatten. Am Sonntag war die Inversion kräftig und die Basis niedrig. Wir Schwaben versammelten uns alle am Haushang und flogen dann zusammen in Richtung Varese, um im niedrigeren Gelände zu bleiben. Der sonst immer zuverlässige Campo dei Fiori bei Varese zauderte heute und auch der Drachenfliegerberg dahinter am Lago Maggiore war nicht so gut wie sonst. Die Gruppe bewegte sich ein Stück nach Norden, wo wir „stolze“ 1700 m erreichten. „Jetzt können wir über den See“ meinte Mario. Also alle rüber, zum Landen müsste man halt wieder zurück. Die Täler Richtung Domodossola mit dem Flugplatz Masera sahen wir mit Rauch von den Waldbränden angefüllt. Also nicht dorthin, keine Chance auf Thermik. Ich flog mit Abi zusammen an den Eingang des Cento Valli (von Ascona nach Westen), wo es immer geht. Nur heute halt nicht. Weiter auf die andere Talseite und schließlich an den Hang nördlich von Locarno. Leider fielen wir unter die Inversion und ich musste in Locarno landen.

Die 3S in Locarno

Die anderen haben’s besser gemacht, sind umgekehrt oder mit mehr Geduld oben geblieben. Abends waren wir in einem Refugio auf dem Berg essen, ein abenteuerlich schmaler Weg führte hinauf.

Ostermenü im Berggasthof

Beim nächsten Flug am Montag flog eine ganze Gruppe vom Primo Richtung Westen. Wir hingen dann eineinhalb Stunden am Hang oberhalb Menaggio in 1400 m, das Außenlandefeld in Porlezza im Blick aber nicht genug Höhe zum Heimfliegen.

Außenlandefeld Porlezza, rechts geht’s zum Comer, links zum Luganer See

Ein paar Flieger haben sich nach Norden den See entlang getastet, mussten aber dort den Motor werfen bzw. außenlanden. Dann kriegten wir endlich doch die paar Meter mehr Höhe und konnten am Westufer des Comer Sees entlang zurückfliegen. Unten waren an jeder Hütte haufenweise Autos der italienischen Ausflügler. Wir wissen schon, dass man am Ostermontag am besten keinen Ausflug zu Fuß machen sollte. Nach 2 Stunden war ich wieder in Ausklinkhöhe am Bolettone und froh, zurück zu sein. Der zweite Anlauf ging wieder zur Grigna, inzwischen war die Thermik besser. Zusammen mit Abi kämpfte ich mich ins Addatal. Dort suchten wir die Welle, von der im Funk berichtet wurde. Direkt an der Bernina erwischte ich einen starken Rotorbart, dann Richtung Norden auf den Koloss zu und rein ging’s in den Fahrstuhl. Mit 3,5 m/s in der Welle stieg ich bis auf 5000 m, ich fühlte mich wie die Königin der Welt.

Bernina
Aus 5000 m ist sogar die Schweiz „flach“

Leider war Abi ein bisschen tiefer und konnte im Rotorbart nicht kreisen (Berg im Weg), er kam nicht rein in meinen Super-Lift. Ich probierte dann mal aus, an den Rotorwölkchen entlang nach Osten zu fliegen und das hat tatsächlich geklappt. Kurz nach Tirano macht das Tal einen Knick und auch die Welle war dann irgendwo anders. Ich hab umgedreht und den Rückzug nach Alzate angetreten. Sogar 1500 m über Gleitpfad kommt einem bei den Abwinden und Turbulenzen wenig vor. Unterhalb von 3000m war aber alles wieder friedlich und die LS8 ist geglitten wie immer.

Dass der Dienstag unser letzter Flugtag sein würde, war laut Vorhersage relativ deutlich klar. Wieder gab’s den niedrigen, schlechten Anfang. Nacheinander flogen die Segler ab zur Grigna. Wir hatten offensichtlich nicht genug Geduld gehabt am Primo und kamen tief dort an, viele Segler auf Hanghöhe der Vorberge. Holger machte es besser, holte am Primo 2000m konnte ganz hinten über der Gräte einkreisen und hat’s geschafft. Alle anderen dümpelten Richtung Lecco und dann wieder zurück nach Alzate. Auch heute wieder ein zweiter Anlauf zur Grigna, bei dem es dann auf einmal ganz einfach war, auf die Südseite des Addatals zu kommen. Es lief gut zum Tonale und sah auch dahinter ordentlich aus. Noch ein Stückchen Richtung Ortler, aber aufgrund der Tageszeit haben wir doch umgedreht. Wieder war der Wind stark und es lagen Wellen in der Luft. Bei einem Schlenker in ein Tal am Tonale verlor ich kurz mal 500 m Höhe, die ich zum Glück sofort wieder mit 5 m/s um 1000m aufstocken konnte. Die Suche nach der Welle bleib dieses Mal erfolglos, obwohl der krasse Rotorbart wieder an derselben Stelle stand. Also machte ich einen entspannten Endanflug nach Alzate und noch einen Schlenker nach Como.

Wanderung auf dem Grat westlich von Como
Dachdeckerkunst

Weil ein Alzate-Urlaub ohne eine Wanderung bei schlechtem Wetter nicht vollständig ist, sind wir am Mittwoch noch zu Fuß losgezogen. Wir haben’s gemacht wie die Italiener und sind auf der Westseite des Sees mit den Autos ganz hochgefahren. Dort kann man sehr schön auf dem Grat der westlichen Uferberge oben entlanglaufen.

Pause bei 7° Außentemperatur

Leider hatten nach dem Osteransturm alle Berghütten geschlossen, unser Picknick hat auch so geschmeckt.

Tommi, Claus, Luigi, Conny, Thomas, Holger, Klaus

Nach diesem entspannten Tag sind alle wieder heimgefahren. Ciao, ihr schönen Berge bis zum nächsten Mal.

(Fotos Conny, Thomas und Wolfgang Schaich)

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