Am 19.Juli 2021 war es wieder soweit. Wieder wurden gute Bedingungen im Engadin vorhergesagt mit Basis um die 4000m und guten Steigwerten. Allerdings der Weg über Biberach-Leutkirch nach Oberstdorf nicht so gut aber meiner Meinung nach ausreichend, um es zumindest zu probieren. Es hatte in der Vorwoche überall viel geregnet mit den bekannten Folgen und somit war klar, die Thermik würde sicherlich in den ersten Hochdrucktagen noch von der Bodenfeuchtigkeit mächtig ausgebremst werden. Und so war es auch. Der Weg nach Isny war sehr mühsam, es ging nicht gerade hoch, 1500m waren nur mit viel Geduld und mit max 0,7 m/s zu erreichen. Wenn mich das Engadin nicht so gelockt hätte, wäre ich längst umgedreht. bei Isny kam ich so tief, dass ich fast hätte „zünden“ müssen. Und auch als ich endlich wieder an der Basis war dachte ich mehrmals, dass es ziemlich wenig Sinn macht weiter nach Süden zu fliegen. Denn bei Sonthofen sah ich an den Hängen tiefe Cumuluswolken, weit unter mir. Es war aber erst 12:30 Uhr und so probierte ich es weiter westlich wo es im höheren Gelände über den Gräten immer wieder kleinere Wolkenfetzen gab. Mit viel Geduld und jeden noch so kleinen Aufwind bis zur maximal möglichen Höhe mitnehmend gelang es mir dann doch Stück für Stück höher zu kommen. Und im Arlberggebiet gab es dann die ersten brauchbaren Aufwinde. Bei Sankt Anton sah es nach Osten gut aus, allerdings im Süden Richtung Engadin gab es nur ganz vereinzelte Fetzen mit unscharfer Basis, die wenig einladend wirkten. Und so gab ich zunächst mein Vorhaben ins Engadin zu fliegen auf und wollte wieder zurück fliegen. Doch dann entwickelte sich plötzlich bei Ischgl eine sehr gut aussehende Wolke und ich entschloss diese zu testen und bei Mißerfolg wieder die guten Aufwinde bei Sankt Anton zu nutzen. Ab da fing es an richtig gut zu werden. Die Wolke gab das her, was sie versprach, 3400m Höhe erlaubten einen risikolosen Weiterflug. Wie wenn jemand einen Schalter umlegt auf „Thermik an“, bauten sich im Engadin nach und nach die schönsten Wolken auf. Die Sicht wurde typisch für das Engadin sehr gut und es ging auf 4000m. Die Beschränkungsgebiete R11 bei Samedan waren dieses Mal nicht aktiv und so flog ich an Samedan vorbei bis kurz hinter Pontresina. Der Blick über Sankt Moritz und den Silvaplana See und die Berninagruppe war wieder einmal umwerfend. Jede/r, der hier schon mal geflogen ist, wird das bestätigen können. Der Weg zur Bernina wäre gut machbar gewesen. Aber ich dachte um 15:15 Uhr zunehmed an den Rückweg, am Alpenrand gab es laut Vorhersage eine leichte Gefahr von Überentwicklungen für den Spätnachmittag. Also drehte ich um und konzentrierte mich auf den Rückweg. Die Strecke zurück lief im Gegensatz zum Hinflug spielend leicht. Das letzte Mal gekurbelt habe ich südlich von Sankt Anton auf 3000m. Der Sprung nach Oberstdorf war nochmal etwas spannend. Tatsächlich hatte die Bewölkung soweit zugenommen, dass zunächst nicht klar war ob ein Vorbeiflug an den Wolken möglich war. Alternativ hätte ich ins Rheintal rausfliegen können, was ein großer Umweg gewesen wäre. Schließlich gab es aber ausreichend große Lücken und Erdsicht. Der Ventus glitt gut und sank nur langsam, so dass ich nur noch zwei mal kreisen musste bis zur Hahnweide, bei Leutkirch und Biberach.

Was für ein Flug! Oft war ich kurz vor dem Aufgeben und kann es eigentlich immer noch kaum glauben, dass es letztendlich so gut geklappt hat.

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